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genannten Begleitung wieder ab, um über den Wald nach Wallers-
hausen und Gotha zu gelangen. Hinter Altenstein bei Liebenstein,
dem lieblich gelegenen Badeorte heutiger Zeit, als der Wagen sich
amit müder Qual“ den Berg hinaufwand, brachen aus dem Buchen-
walde fünf Reiter hervor. Angstvoll schreiend sprang der gute Pezen-
steiner aus dem Wagen, Amsdorf jedoch, sicher ebenfalls unterrichtet,
schalt und drohte, um dem Fuhrknecht das Bild des lberfalls recht
deutlich in die Seele zu prägen, auf die Wegelagerer ein, diese aber ließen
sich das wenig anfechten, fragten mit drohender Stimme, welcher der
Luther wäre, und hoben diesen aus dem Wagen. Die entsetzten Zurück-
gebliebenen sahen ihn zwischen den Pferden in den Wald hineintraben.
Da änderte sich nun die Szene. Bisher waren die Reiter mit nieder-
gelassenem Visier geritten, jetzt schlug es der eine von ihnen empor
und zeigte sich als der biderbe Schloßhauptmann der Warkburg
bei Eisenach, Hans von Berlepsch. Luther wurde auf ein bereit-
gehaltenes Pferd gesetzt, und nun ging der Ritt auf Umwegen nach
der alten Stätte des Minnegesanges, wo nun die von Hans Sachs
bald gepriesene wittenberger Nachtigall neue Weisen erfinden sollte.
Die Reiter kamen um Mitternacht am Ziele an. „Junker Jörg“ erhielt
ein Zimmer, wo er hinausblicken konnte auf die schönen Buchen des
Wartburgberges, den Bart mußte er sich wachsen lassen, er mußte
reiten und jagen, was dem „gottgeistigen Menschen“, wie ihn eben
um diese Zeit Albrecht Dürer nannte, recht schwer fiel, da seine
Gedanken ganz wo anders weilten.
Wie bang fiel es dem deutschen Volke auf die Seele, als
es von jenem überfall hörte. Manche freilich hofften. Sickingens
Name wurde genannt, aber auch auf Friedrich riet man, der so
vorsichtig war, daß er anfangs nicht einmal von dem Aufenthalts-
orte Luthers etwas Bestimmtes wissen wollte. Aber bald zeigte
der versteckte Löwe seine Klauen. Flugschriften, die ja nach dem
wormser Edikt nirgends hätten gedruckt und verkauft werden dürfen,
waren doch mit rätselhafter Geschwindigkeit in aller Hände; Erzischo
Albrecht von Mainz sah sich durch eine solche so heftig angegriffe,
daß er de- und wehmütig dem geächteten und gebannten Mönch un
bekannten Aufenthaltsortes Besserung und Abstellung von Mißöröuchen
versprach. Aber diese kleinen Streitschriften sind völlig zu übergchen