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klarlegten. Feruer halfen Luthern treulich am Werk Spalatin mit
seinem Einfluß auf den Kurfürsten, Justus Jonas, Amsdorf und der
Pommer Bugenhagen. Während sich aber die Klöster leerten und
Mönche und Nonnen sich wieder der bürgerlichen Gesellschaft anschlossen,
blieb Luther schließlich als einziger in seinem Kloster. Erst im Ok-
ltober 1524 legte er die Kutte ab, da sie zu schadhaft geworden war,
und zog einen bürgerlichen Rock an. „Gott zu Ehren, vielen zur
Freude, dem Satan zu Trutz und Schmach,“ wie er sagte. Eine
Kirchenvisitation, die auf Anordnung des Reichsregiments die Bischöse
von Meißen und Merseburg auch in Kursachsen vornahmen, ergab
cinen so wesentlichen Umschwung in den kirchlichen Verhältnissen, daß
auch den beiden bischöflichen Visitatoren eine Zurückführung zum Alten
ummöglich dünkte. Selbst in das albertinische Sachsen drang Luthers
Lehre, wennschon von Herzog Georg nachdrücklich verfolgt und an-
gefochten. Die Heiligsprechung des einstmaligen Bischofs Benno von
Meißen, zu deren Erlangung Emser eine Biographie des Mames
mit Aufzählung aller von ihm bei Lebzeiten und nach seinem Tode
gethanen Wunder schrieb, und die durch Hadrian VI. am 31. Mai 1523
erfolgte, bot kein rechtes Gegengewicht mehr. Luther schrieb dagegen
seine Schrift „Wider den neuen Abgott und alten Teufel, der zu
Meißen soll erhoben werden“.
Auf die Dauer war die hinhaltende Politik des Reichsregiments
in der kirchlichen Frage nicht durchzuführen. Bald traten Ereignisse
ein, die ihren Rückschlag auf das Reichsregiment und damit auf
Sachsen und die Reformation ausüben sollten. Dahin gehört vor
allem der Versuch Sickingens, an der Spitze der westdeutschen Reichs-
ritterschaft sich gegen die westdeutschen Fürsten, zunächst gegen Richard
von Greifenklau, den Erzbischof von Trier, zu wenden. Er gedachte
dabei zugleich die Reformation durchzuführen. Ulrich von Hutten
unterstützte ihn dabei mit grimmigen Streitschriften gegen die Fürsten.
Der Versuch schlug bekanntlich fehl; Sickingen, im September 1522
von Trier zurückgewiesen, wurde im Frühjahr des folgenden Jahres
auf seiner Burg Landstuhl bei Kaiserslautern von Richard von Trier,
Ludwig von der Pfalz und Philipp von Hessen eingeschlossen Am
1. Mai tödlich verwundet, kapitulierte Sickingen am 6. Mai und starb
noch am selben Tage. Nun wandten sich auf dem am 14. Januar 1524