Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 1100 — 
klarlegten. Feruer halfen Luthern treulich am Werk Spalatin mit 
seinem Einfluß auf den Kurfürsten, Justus Jonas, Amsdorf und der 
Pommer Bugenhagen. Während sich aber die Klöster leerten und 
Mönche und Nonnen sich wieder der bürgerlichen Gesellschaft anschlossen, 
blieb Luther schließlich als einziger in seinem Kloster. Erst im Ok- 
ltober 1524 legte er die Kutte ab, da sie zu schadhaft geworden war, 
und zog einen bürgerlichen Rock an. „Gott zu Ehren, vielen zur 
Freude, dem Satan zu Trutz und Schmach,“ wie er sagte. Eine 
Kirchenvisitation, die auf Anordnung des Reichsregiments die Bischöse 
von Meißen und Merseburg auch in Kursachsen vornahmen, ergab 
cinen so wesentlichen Umschwung in den kirchlichen Verhältnissen, daß 
auch den beiden bischöflichen Visitatoren eine Zurückführung zum Alten 
ummöglich dünkte. Selbst in das albertinische Sachsen drang Luthers 
Lehre, wennschon von Herzog Georg nachdrücklich verfolgt und an- 
gefochten. Die Heiligsprechung des einstmaligen Bischofs Benno von 
Meißen, zu deren Erlangung Emser eine Biographie des Mames 
mit Aufzählung aller von ihm bei Lebzeiten und nach seinem Tode 
gethanen Wunder schrieb, und die durch Hadrian VI. am 31. Mai 1523 
erfolgte, bot kein rechtes Gegengewicht mehr. Luther schrieb dagegen 
seine Schrift „Wider den neuen Abgott und alten Teufel, der zu 
Meißen soll erhoben werden“. 
Auf die Dauer war die hinhaltende Politik des Reichsregiments 
in der kirchlichen Frage nicht durchzuführen. Bald traten Ereignisse 
ein, die ihren Rückschlag auf das Reichsregiment und damit auf 
Sachsen und die Reformation ausüben sollten. Dahin gehört vor 
allem der Versuch Sickingens, an der Spitze der westdeutschen Reichs- 
ritterschaft sich gegen die westdeutschen Fürsten, zunächst gegen Richard 
von Greifenklau, den Erzbischof von Trier, zu wenden. Er gedachte 
dabei zugleich die Reformation durchzuführen. Ulrich von Hutten 
unterstützte ihn dabei mit grimmigen Streitschriften gegen die Fürsten. 
Der Versuch schlug bekanntlich fehl; Sickingen, im September 1522 
von Trier zurückgewiesen, wurde im Frühjahr des folgenden Jahres 
auf seiner Burg Landstuhl bei Kaiserslautern von Richard von Trier, 
Ludwig von der Pfalz und Philipp von Hessen eingeschlossen Am 
1. Mai tödlich verwundet, kapitulierte Sickingen am 6. Mai und starb 
noch am selben Tage. Nun wandten sich auf dem am 14. Januar 1524
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.