Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Luthers über die Grenzen des der Obrigkeit geschuldcten Gehorsame 
ließ doch wahrhaftig keinen Zweifel an der Gesinnung des Reforma- 
tors übrig. Somit trat Luther hervor mit seinem offenen „Brief an 
die Fürsten zu Sachsen von dem aufrührerischen Geiste“. Er bittet 
darin in seiner kurzen, jeder Regung seiner starken Seele gehorsamen 
Sprache die Fürsten, der Faust der Aufrührer die Faust des Gesetzes 
entgegenzustrecken. Man soll dem Unfug wehren und dem Aufruhr 
zuvorkommen. „Die Faust still gehalten", so ruft er den Empörern ent- 
gegen, „oder stracks zum Lande hinaus! Das soll der Fürsten Spruch 
an die Propheten sein. Der Satan wirkt durch die irrigen Geister.“ 
Die beiden wettinischen Fürsten hielten sich immerhin maßvoll. 
Als allerdings Münzer jene oben erwähnte unverschämte vor ihnen 
gehaltene Predigt hatte drucken lassen, so wurde, wie erzählt, dem eilen- 
burger Drucker fernere Thätigkeit auf diesem Gebiete untersagt. Aber 
sonst wäre wohl nichts weiter geschehen, wenn nicht Herzog Georg 
schärfere Saiten aufgespannt hätte, was er um so eher thun konnte, 
als Sangerhausen, das ihm gehörte, in erster Reihe von Münzers 
Geist erfüllt war. Unterstützt wurden seine Beschwerden durch den 
Herrn Friedrich von Witzleben, dessen Unterthanen sich bei Münzer 
ein Gutachten wider ihren Herrn in Sachen des Evangeliums gesucht 
hatten, und namentlich durch den Grafen von Mansfeld. Zudem 
gelangte an die Fürsten durch einen Eingeweihten des Allstedter Geheim- 
bundes, Nikol Rugkert, Anzeige über diesen und seine gemeingefähr- 
lichen Absichten. Nun wurde Münzer vor die Fürsten Friedrich und 
Johann nach Weimar geladen. Noch vorher gab er die Schrift wider 
die „unvernünftigen Fürsten“ heraus mit dem uns aus seiner Predigt 
vor den Fürsten bekannten Satze als Motto: „Mache das Loch weiter 
und laß sie alle sehen, wer die großen Hansen sind.“ Münzer hatte 
den Mut der überzeugung, vor Friedrich und Johann zu erscheinen 
und sich, nach Sitte der Zeit, mit gestellten Gegnern disputierend zu 
verantworten. Es ist jedoch verfehlt, ihm diesen Mut als etwas ganz 
besonderes anzurechnen. Er konnte so ziemlich absolut sicher fein, 
daß ihm der Kurfürst, der bekanntermaßen alles dem höchsten Richter 
über alles zu überlassen geneigt war, nichts thun würde. Insofern 
war auch von dem energischer denkenden Johann nichts zu befürchten. 
Unangefochten, wenn wir nicht den billigen Hohn der gegenparteilichen
	        
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