— 1116 —
oder ausgeplündert, wie Frauensee, Frauenbreitungen, Allendorf,
Reinhardsbrunn. In der Stadt Gotha und Umgegend blieb dank
dem taktvollen und umsichtigen Auftreten des schon früher genannten
Myconius, des Freundes Luthers, die Ordnung so ziemlich gewahrt.
Im Schwarzburgischen zwangen die Aufständischen den Grafen Günther
und seinen Sohn Heinrich, auf alle Privilegien zu verzichten; auf dem
Rathause zu Arnstadt mußten sie die bekannten zwölf Artikel unter-
schreiben und einen Revers ausstellen, daß sie niemals darum Ahn-
dung suchen wollten. Mit dem schwarzburgischen Haufen verbanden
sich die Bauern von Groß-Guttern, Schönstedt, Kirchheiligen; das Thal
der Unstrut wurde von Aufruhr erfüllt; bis nach Langensalza, das
münzerisch gesinnt war, erstreckte sich die Bewegung. Ein Haufe von
4000 Bauern aus dem Eichsfelde zog vor Erfurt. Der allgemein
beliebte Johann Eberlin von Günzburg, der während des Jahres 1524
in dieser Stadt seine demokratischen Predigten gegen die Obrigkeiten
gehalten hatte, vermochte sie, sich gütlich mit dem Rate zu verständigen,
der die zwölf Artikel annehmen und die Bauern hereinlassen mußte.
Es geschah nun weiter nichts, als daß man allenthalben die erzbischöf-
lichen Wappen zerbrach, die Zollhäuser zerstörte, in den mainzer Hof
einbrach und sich da und in den Klöstern am Wein gätlich that.
Allenthalben konnte man die Boten Münzers in Thätigkeit sehen.
Sie wiegelten auch das Erzgebirge auf; Bergleute aus dem Mans-
feldischen erschienen bei ihren Genossen in Zwickau, Schwarzenberg,
Annaberg, Marienberg, Elterlein und an anderen Orten. Schloß
Schlettau wurde von diesem Haufen geplündert, dann das Kloster und
die Kirche zu Grünhain und Raschau. Auch im Koburgischen brach
die gleiche Bewegung aus. Abte und Ritter flohen und suchten Unter-
schlupf auf der Veste Koburg. Auch in der Grasschaft Hohnstein und
in den klettenbergischen und schwarzfelder Herrschaften standen die
Bauern auf. Die Grafen von Hohnstein mußten in ihre Bruderschaft
eintreten und mit den Bauern in Reih und Glied exerzieren. Hans
Arnold, ein Schäfer, war ihr oberster Feldhauptmann. Er wandte
sich, als er die Grafen im Zuge sah, an den einen von ihnen und
sagte: „Sieh, Bruder Ernst, den Krieg kann ich führen; was kannst
denn du?" — „Ei, Hans," erwiderte der Graf, „sei zufrieden, das
Bier ist noch nicht in dem Faß, darin es gären soll!“ Darob hätten