Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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oder ausgeplündert, wie Frauensee, Frauenbreitungen, Allendorf, 
Reinhardsbrunn. In der Stadt Gotha und Umgegend blieb dank 
dem taktvollen und umsichtigen Auftreten des schon früher genannten 
Myconius, des Freundes Luthers, die Ordnung so ziemlich gewahrt. 
Im Schwarzburgischen zwangen die Aufständischen den Grafen Günther 
und seinen Sohn Heinrich, auf alle Privilegien zu verzichten; auf dem 
Rathause zu Arnstadt mußten sie die bekannten zwölf Artikel unter- 
schreiben und einen Revers ausstellen, daß sie niemals darum Ahn- 
dung suchen wollten. Mit dem schwarzburgischen Haufen verbanden 
sich die Bauern von Groß-Guttern, Schönstedt, Kirchheiligen; das Thal 
der Unstrut wurde von Aufruhr erfüllt; bis nach Langensalza, das 
münzerisch gesinnt war, erstreckte sich die Bewegung. Ein Haufe von 
4000 Bauern aus dem Eichsfelde zog vor Erfurt. Der allgemein 
beliebte Johann Eberlin von Günzburg, der während des Jahres 1524 
in dieser Stadt seine demokratischen Predigten gegen die Obrigkeiten 
gehalten hatte, vermochte sie, sich gütlich mit dem Rate zu verständigen, 
der die zwölf Artikel annehmen und die Bauern hereinlassen mußte. 
Es geschah nun weiter nichts, als daß man allenthalben die erzbischöf- 
lichen Wappen zerbrach, die Zollhäuser zerstörte, in den mainzer Hof 
einbrach und sich da und in den Klöstern am Wein gätlich that. 
Allenthalben konnte man die Boten Münzers in Thätigkeit sehen. 
Sie wiegelten auch das Erzgebirge auf; Bergleute aus dem Mans- 
feldischen erschienen bei ihren Genossen in Zwickau, Schwarzenberg, 
Annaberg, Marienberg, Elterlein und an anderen Orten. Schloß 
Schlettau wurde von diesem Haufen geplündert, dann das Kloster und 
die Kirche zu Grünhain und Raschau. Auch im Koburgischen brach 
die gleiche Bewegung aus. Abte und Ritter flohen und suchten Unter- 
schlupf auf der Veste Koburg. Auch in der Grasschaft Hohnstein und 
in den klettenbergischen und schwarzfelder Herrschaften standen die 
Bauern auf. Die Grafen von Hohnstein mußten in ihre Bruderschaft 
eintreten und mit den Bauern in Reih und Glied exerzieren. Hans 
Arnold, ein Schäfer, war ihr oberster Feldhauptmann. Er wandte 
sich, als er die Grafen im Zuge sah, an den einen von ihnen und 
sagte: „Sieh, Bruder Ernst, den Krieg kann ich führen; was kannst 
denn du?" — „Ei, Hans," erwiderte der Graf, „sei zufrieden, das 
Bier ist noch nicht in dem Faß, darin es gären soll!“ Darob hätten
	        
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