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die Bauern den Grafen beinahe umgebracht. Ihr Hauptquartier hatten
sie in der Abtei Walkenried, aus der sich die Mönche samt dem Abte
entfernt hatten. Um die große Glocke herabzuholen, zerstörten sie den
Turm. Die Glocke aber wollten sie zum Geschützgießen verwenden.
Die Seele der ganzen Bewegung, Münzer, saß unterdessen in
Mühlhausen und rüstete emsig und umsichtig für den bevorstehenden
Kampf. Im Barfüßerkloster ließ er Geschütze schwersten Kalibers
gießen, warb fleißig Anhänger in und um Mühlhausen und fuhr fort,
allenthalben hin seine Sendboten zu schicken. Auch brieflich stärkte er
den Geist des Aufruhrs. So schrieb er an die mansfeldischen Berg-
leute, unter denen Barthel und Bischof seine Vertrauten waren, einen
Brief, dessen Ton der allgemeine in Münzers Reden und Schriften ist
und aus dem darum einige Stellen wiedergegeben sein mögen: „Die
reine Furcht Gottes zuvor. Lieben Brüder, wie lange schlaft ihr?
Seid nicht verzagt, nicht nachlässig; schmeichelt nicht länger den ver-
kehrten Phantasten, den gottlosen Bösewichtern. Fahet an und streitet
den Streit des Herrn! Es ist hohe Zeit! ... ... Wo euer nur drei
sind, die in Gott gelassen, allein seinen Namen und seine Ehre suchen,
werdet ihr Hunderttausende nicht fürchten. Nur dran, dran, dran!
Es ist Zeit! Die Bösewichter sind verzagt wie die Hunde. Reget an
in Dörfern und Städten und sonderlich die Berggesellen mit anderen
guten Burschen; wir müssen nicht länger schlafen. Diesen Brief lasset
den Berggesellen werden. Mein Drucker wird kommen in kurzen Tagen.
Ich habe die Botschaft erhalten; ich kann es jetzt nicht anders machen.
Selbst wollte ich den Brüdern Unterricht geben, daß ihnen das Herz
viel größer sollte werden, denn alle Schlösser und Rüstung der gott-
losen Bösewichter auf Erden. Dran, dran, dran! weil das Feuer
heiß ist. Lasset euer Schwert nicht kalt werden von Blut! Schmiedet
Pinkepank auf dem Ambos Nimrods, werft ihm den Turm zu Bodenl!
Stellet euch fürwahr männlich. Ihr werdet sehen die Hilfe des Herrn
über euch. Da Josaphat diese Worte hörte, da fiel er nieder. Also
thut auch durch Gott, der euch stärke ohne Furcht der Menschen im
rechten Glauben. Amen. — Gegeben zu Mühlhausen im Jahre 1525.
Thomas Münzer, ein Knecht Gottes wider die Gottlofen.“" — Ahnlich
schrieb Münzer an andere Bauernschaften Thüringens und Obersachsens,
immer mit dem Hinweis auf die süddeutschen Bauern, die im Anzuge