Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 1117 — 
die Bauern den Grafen beinahe umgebracht. Ihr Hauptquartier hatten 
sie in der Abtei Walkenried, aus der sich die Mönche samt dem Abte 
entfernt hatten. Um die große Glocke herabzuholen, zerstörten sie den 
Turm. Die Glocke aber wollten sie zum Geschützgießen verwenden. 
Die Seele der ganzen Bewegung, Münzer, saß unterdessen in 
Mühlhausen und rüstete emsig und umsichtig für den bevorstehenden 
Kampf. Im Barfüßerkloster ließ er Geschütze schwersten Kalibers 
gießen, warb fleißig Anhänger in und um Mühlhausen und fuhr fort, 
allenthalben hin seine Sendboten zu schicken. Auch brieflich stärkte er 
den Geist des Aufruhrs. So schrieb er an die mansfeldischen Berg- 
leute, unter denen Barthel und Bischof seine Vertrauten waren, einen 
Brief, dessen Ton der allgemeine in Münzers Reden und Schriften ist 
und aus dem darum einige Stellen wiedergegeben sein mögen: „Die 
reine Furcht Gottes zuvor. Lieben Brüder, wie lange schlaft ihr? 
Seid nicht verzagt, nicht nachlässig; schmeichelt nicht länger den ver- 
kehrten Phantasten, den gottlosen Bösewichtern. Fahet an und streitet 
den Streit des Herrn! Es ist hohe Zeit! ... ... Wo euer nur drei 
sind, die in Gott gelassen, allein seinen Namen und seine Ehre suchen, 
werdet ihr Hunderttausende nicht fürchten. Nur dran, dran, dran! 
Es ist Zeit! Die Bösewichter sind verzagt wie die Hunde. Reget an 
in Dörfern und Städten und sonderlich die Berggesellen mit anderen 
guten Burschen; wir müssen nicht länger schlafen. Diesen Brief lasset 
den Berggesellen werden. Mein Drucker wird kommen in kurzen Tagen. 
Ich habe die Botschaft erhalten; ich kann es jetzt nicht anders machen. 
Selbst wollte ich den Brüdern Unterricht geben, daß ihnen das Herz 
viel größer sollte werden, denn alle Schlösser und Rüstung der gott- 
losen Bösewichter auf Erden. Dran, dran, dran! weil das Feuer 
heiß ist. Lasset euer Schwert nicht kalt werden von Blut! Schmiedet 
Pinkepank auf dem Ambos Nimrods, werft ihm den Turm zu Bodenl! 
Stellet euch fürwahr männlich. Ihr werdet sehen die Hilfe des Herrn 
über euch. Da Josaphat diese Worte hörte, da fiel er nieder. Also 
thut auch durch Gott, der euch stärke ohne Furcht der Menschen im 
rechten Glauben. Amen. — Gegeben zu Mühlhausen im Jahre 1525. 
Thomas Münzer, ein Knecht Gottes wider die Gottlofen.“" — Ahnlich 
schrieb Münzer an andere Bauernschaften Thüringens und Obersachsens, 
immer mit dem Hinweis auf die süddeutschen Bauern, die im Anzuge
	        
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