Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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schießen, mit meinem Ärmel auffangen will.“ Währenddem zeigte sich 
ein schöner Regenbogen am Himmel, rings um die Sonne, bei heiterem 
Blau. Das nahm Münzer natürlich sofort als ein günstiges Zeichen 
unter Hinweis darauf, daß auch der Bauernhaufen einen Regenbogen 
in der Fahne führte. Das stimmte die Bauern um; sie fühlten sich 
von hohem Mute erfüllt und begannen als Einleitung zum Angriff 
den Gesang: „Komm, heiliger Geist, Herre Gott!“ Aber schon begann 
das Geschütz der Fürsten zu donnern. Diese hatten während der 
Unterhandlungen die Wagenburg der Bauern gänzlich umzingelt, und 
obwohl der von ihnen gewährte Stillstand von drei Stunden noch 
nicht abgelaufen war, ließen sie jetzt von allen Seiten her ihre Artillerie 
spielen. Die anfängliche Bestürzung der Bauern verwandelte sich als- 
bald in haltloses Entsetzen und in wilde Flucht, als sie auch ihre 
Wagenburg durchbrochen sahen. Aber sie hatten einen erbarmungs- 
losen Feind hinter sich, der keinen Pardon gab. In Frankenhausen 
wurde ein solches Gemetzel unter den Bauern angerichtet, daß der 
durch die Stadt fließende Bach blutrot war. An 5000 Bauern wurden 
so auf dem Feld und in der Stadt hingemordet. Nur 300 Gefangene 
brachte man ein; sie wurden auf den Marktplatz unter das Rathaus 
geführt und da enthauptet, mit Ausnahme der Frankenhäuser, die von 
ihren Ehegattinnen losgebeten wurden. Münzer, der unter seinem 
Prophetenmantel ein Koller von dichtestem Büffelleder trug, war un- 
verwundet entkommen. Die Fürsten setzten einen Preis auf seinen 
Kopf. Durch einen Zufall wurde er von dem Knecht des lüneburger 
Edelmannes Otto von Ebbe auf dem Boden eines am nordhäuser 
Thore zu Frankenhausen gelegenen Gebäudes entdeckt. Er wurde vor 
die Fürsten gebracht und gefoltert. Als ihm in den furchkbaren 
Schmerzen Wehlaute entfuhren, sagte Herzog Georg: „Ja, Thomas, 
thut dir dieses wehe, so bedenk auch, daß es den armen Leuten nicht 
wohlgethan hat, die heute deinetwegen niedergemacht worden sind. 
Mit gräößlichem Lachen rief der Gefolterte: „Hohol sie haben es nicht 
anders haben wollen!“ Zu irgend welchen Geständnissen von Belang, 
namentlich seine Mitschuldigen angehend, konnte man ihn nicht bringen. 
Dann ließen ihn die Fürsten mit den ausgerenkten Gliedmaßen auf 
einen Wagen schmieden und zu dem von ihm in jenem Brief so schwer 
beleidigten Ernst von Mansfeld nach Heldrungen bringen, der ihn
	        
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