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für das Evangelium erklärte und die zu Weimar versammelte Priester-
schaft dahin anwies, das Evangelium rein und lauter ohne menschlichen
Zusatz zu predigen. Zeitlebens hat er sich auch mehr durch seine
Theologen als durch seine politischen Räte oder Freunde beraten
lassen. Merkwürdig, daß sich Herzog Georg anfänglich eines anderen
von ihm versehen hatte; wenigstens hatte er bei ihrer gemeinsamen
Aktion gegen die Bauern ernstlich gemeint, sowohl ihm als auch seinem
Schwiegersohne, dem Landgrafen Philipp von Hessen, von der Ketzerei
mit Erfolg abraten zu können. Denn seine, und mit ihm aller alt-
gläubigen Fürsten Meinung war es ja, daß nur die Lutherische Irrlehre
die anderen nach sich gezogen haben konnte. Wir wissen, daß zu einem
alten, verhältnismäßig sogar sehr alten Teig nur ein Stäck neuer
Sauerteig mit der Reformation hinzugefügt wurde. Das wußte auch
sicher Landgraf Philipp, der trotz seiner 21 Jahre doch eigentlich unter
den Fürsten Mitteldeutschlands zuerst mit jugendlicher Kraft sein Schwert
nicht nur gegen die Aufrührer unter seinen Bauern, sondern vor allen
Dingen mit staatsmännischem Instinkte drei Jahre vorher gegen Sickingen
gezückt hatte. Aber mit diesem politischen Verständnis, das man modern
nennen könnte, ebenso wie sein Außeres in fast modern zu nennender
Weise von den meist philiströsen Gestalten seiner Mitfürsten abstach,
verband sich ein ganz auffallend ausgeprägtes theologisches Interesse,
das ihn in der heiligen Schrift und den Werken der Theologen
gleich bewandert werden ließ. Hatte er es doch nicht unterlassen
können, mit dem gefangenen Münzer zu disputieren oder wenigstens
disputieren zu wollen, denn Münzer hatte ihm nicht geantwortet. Für
seine Stellungnahme zur Reformation war schon der wormser Reichstag
und die persönliche Bekanntschaft mit Luther maßgebend geworden.
Ein von ihm im Mai 1524 eingeholtes Gutachten Melanchthons
hatte ihn dann vollständig überzeugi, so daß er schon im Juli 1524
für seine Lande denselben Befehl gab wie Kurfürst Johann im fol-
genden Jahre zu Weimar. Im Lager vor Mühlhausen, wohin er
auch seinen evangelischen Prediger mitgenommen hatte, erklärte er dem
Kurfürsten und seinem Sohn Johann Friedrich, „er wolle, eh Leib
und Leben, Land und Leute lassen, als von Gottes Wort weichen."“ Die
Geschichte hat dann an ihm und Johann Friedrich die Ehrlichkeit dieses
Wortes erprobt gesehen. Landgraf Philipp ward für die nächsten