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angesehen werden durfte. Die zu Breslau versammelt gewesenen Fürsten
leisteten Ferdinand ferner Beistand bei Gewinnung der ungarischen
Krone. So lag die Wahrscheinlichkeit vor, daß man auch gegenüber
den Evangelischen zu bindenden Abmachungen gelangt sei. In dieser
Zeit nun, wahrscheinlich noch vor Ende des Jahres 1527, kam der
Kanzleiverweser des Herzogs Georg von Sachsen, Otto von Pack,
nach Cassel zum Landgrafen Philipp, um ihm in einer obschwebenden
Territorialstreitigkeit mit Nassau rechtlichen Rat zu erteilen. Der
Landgraf kam dabei auf die umlaufenden Gerüchte von Bündnissen
der katholischen Fürsten zu sprechen und befragte Pack, was er wohl
davon wisse. Auf längeres Zureden erklärte Pack, es sei thatsächlich
ein solches Bündnis abgeschlossen worden und er habe die Urkunde
dazu selbst gesehen. Gegen eine Belohnung von 10 000 Gulden und
gegen die Zusage seines Schutzes erhielt nun der Landgraf von Pack
das Versprechen, daß ihm die Originalurkunde ausgeliefert werden
sollte. Der Landgraf begab sich im Februar 1528 selbst nach
Dresden, und hier zeigte ihm Pack zwar nicht die Originalurkunde,
da diese der Kanzler weggeschlossen habe, wohl aber eine Kopie, die,
mit dem sächsischen Kanzleisiegel und dem Handsiegel des Herzogs
versehen, einen Zweifel an ihrem amtlichen Charakter nicht aufkommen
ließ. Pack ließ den Sekretär des Landgrafen eine Abschrift davon
nehmen und empfing 4000 Gulden. Nach dieser Urkunde hatten sich
die Kurfürsten von Mainz und Brandenburg, die Herzöge von Sachsen
und Bayern, die Bischöse von Salzburg, Bamberg und Würzburg
mit dem König Ferdinand dahin verbündet, zunächst den sieben-
bürgischen Wojwoden Zapolya, der Ferdinand die ungarische Königs-
krone streitig machte, zu vertreiben, dann den sächsischen Kurfürsten,
wenn er sich weigere, Luther und seinen Anhang auszuliefern und die
Ketzerei abzustellen, mit vereinigten Kräften zu bekriegen und seine
Lande aufzuteilen. Dann sollte der Landgraf daran kommen, wenn
er nicht Widerruf leiste, und sein Land solle an Herzog Georg fallen.
Endlich sollte die Stadt Magdeburg, die 1527 in die Acht gethan
worden war, ihrem Erzbischof wieder unterthan gemacht werden. Bei
der feindseligen Haltung, die noch eben die Bayernherzöge in der
böhmischen und ungarischen Frage gegen Ferdinand eingenommen
hatten, war ein Bündnis zwischen ihnen und Ferdinand nicht eben