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lassen, als habe er das ganze Bündnis zur Schädigung seiner Gegner
selbst ersonnen, mußte er seinen Gewährsmann nennen und ihn dann
zum Zwecke gerichtlicher Vernehmung gefangen setzen. Es war unklug
von ihm, daß er den Mann, seinem einmal gegebenen Wort ent-
sprechend, nicht an Herzog Georg auslieferte. Doch verjagte er ihn
aus seinem Lande; erst 1536 gelang es Herzog Georg, Pack in den
Niederlanden dingfest zu machen; er ließ ihn foltern, wodurch das
Geständnis seiner Schuld erpreßt wurde, und dann enthaupten. Ab-
gesehen von den inneren Unwahrscheinlichkeiten, die die Abmachung
enthielt, hätte auch die Persönlichkeit des Gewährsmannes den Land-
grafen warnen sollen. Er hatte seine Stellung schon mehrfach benutzt,
um Geld zu erpressen; die Stadträte von Tennstädt, Pirna, Meißen,
Oschatz, Colditz konnten ein Lied davon singen. Dem Bischof von Merse-
burg hatte er eine Summe von 103½ Gulden unterschlagen und sich
dann zu seiner Entlastung eine Urkundenfälschung zu schulden kommen
lassen. So kann kein Zweifel obwalten, daß der stets geldbedürftige
gewissenlose Mann die Zeitumstände zu einer unzweifelhaft großartigen
Fälschung benutzt hat; die Kriegslust und Leichtgläubigkeit Philipps
kam ihm dabei auf halbem Wege entgegen. Allerdings ließen auch
nachher viele Leute es sich nicht nehmen, daß etwas Wahres doch
an der Sache gewesen und irgend etwas im Werke, aber nicht zum
Abschluß gekommen sei. Luther ließ sich die Gelegenheit nicht ent-
gehen, über seinen alten Feind Georg wegen des breslauer Bünd-
nisses loszuziehen, worauf dessen Gelehrte mit gleicher Münze zurück-
zahlten. Erst im Juli 1529 wurde durch den grimmaischen Macht-
spruch diesem Feder= und Kanzelkrieg ein Ende gemacht. In Ver-
einigung mit Philipp von Hessen hatte sich ferner der Kurfürst gegen
den Mainzer und gegen den Brandenburger schon am 11. Juni 1528
verpflichtet und diese ihrerseits gegen die Genannten gleichermaßen,
daß keiner den anderen mit Krieg überziehen, noch sonst schädigen
oder dazu die Hand bieten wollte. Joachim von Brandenburg hatte
übrigens eine persönliche Beschwerde gegen den Kurfürsten; doch
blieb diese unerledigt. Seine Gemahlin Elisabeth nämlich, eine
Nichte Johanns, war durch ihren Leibarzt, den Dr. Ratzenberger,
mit Luther in Verbindung getreten, dessen Schriften sie sämtlich
gelesen hatte, schließlich hatte sie es sogar gewagt, heimlich in ihren