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von Götzen und eines von Bredow aus Berlin am 25. März 1528
zu entkommen; am 26. März langte sie nachts in Torgau an und
wurde von ihrem Oheim auf dem bei Wittenberg gelegenen Schloß
Lichtenburg untergebracht. Joachim war zwar anfangs aufs höchste
erzürnt über diese Flucht, gestattete aber später den Kindern den Besuch
der Mutter; sogar auf längere Zeit, und hierdurch wurde der Grund
gelegt, daß diese später alle zum Luthertum übertraten. — Anch in
anderen katholischen Gebieten wurden die Anhänger Luthers mit aller-
hand Verfolgungen bedacht, mit Verbannung, Enthauptung, Ver-
brennung, so in den koiserlichen Erblanden, in Bayern, in dem Sachsen
Herzog Georgs, der im übrigen noch am glimpflichsten verfuhr und
sich mit Verwarnungen, Geldstrafen, Ausweisungen begnügte. Denn die
von ihm anbefohlene und am Montag nach Cantate, den 20. Mai 1527,
auf dem Marktplatze zu Leipzig an dem nürnberger Buchhändler Hans
Herrgott vollzogene Enthauptung, an die sich die öffentliche Ver-
brennung seiner Ware schloß, geschah nicht, wie meist berichtet worden
ist, zur Strafe für den allerdings verbotenen Vertrieb lutherischer
Schriften, sondern wegen des Verkaufs eines von Herrgott selbst ver-
faßten kommunistisch-revolutionären Büchleins im Münzerschen Sinne.
Gegen die Anhänger Münzers aber, namentlich gegen die Nachzügler,
verfuhr Herzog Georg mit unerbittlicher Strenge.
Nach mancherlei Verzögerung trat am 21. Februar 1529 ein
neuer Reichstag zu Speier zusammen. Die Lage der Evangelischen
war gegenüber der vom Jahre 1526 bedeutend ungünstiger geworden.
Einmal standen sie noch unter dem bösen Eindruck der Packischen Händel,
dann aber hatte der Kaiser freie Hand gewonnen, da der Friede mit
Frankreich vor der Thür stand und er sich mit dem Papste ausgesöhnt
hatte. Seine Anweisungen an die kaiserlichen Kommissarien lauteten
außerordentlich scharf; sein Bruder Ferdinand erschien in seinen neuen
Würden als König von Böhmen und Ungarn. Das fäührte dann die
Lauen und Unnschlüssigen alsbald auf katholische Seite. Man vermied
es. mit den evangelischen Fürsten in Berührung zu kommen, man
unterließ die früher geübte Höflichkeit des Besuches. Der Pfälzer,
der sich früher immer als wohlwollend gezeigt hatte, ließ sich durch
Versprechungen des Königs Ferdinand gewinnen. „Die Pfalz kennt
kein Sachsen mehr", schrieb Mansfeld heim, und auch Johann berichtete