Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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also zum Beschlusse erhoben. Darauf gaben die evangelischen Stände 
sofort eine vorher schon verabredete Protestation zu Prokokoll, nach 
der ihre Partei nunmehr den Namen der Protestanten erhielt; sie 
ward am folgenden Tage noch mit einer ausführlicheren Begründung 
versehen, am 25. April bekannt gegeben und gleichzeitig eine Appellation 
an den zur Zeit in Italien weilenden Kaiser und an das kommende 
Konzil ausgefertigt. Die protestierenden Fürsten waren Kursachsen 
und Hessen, Markgraf Georg von Brandenburg-Jägerndorf, Fürst 
Wolfgang von Anhalt, die Herzöge Ernst und Franz von Braunschweig- 
Lüneburg durch ihren Bevollmächtigten. Ihnen schlossen sich vierzehn 
Reichsstädte an von ziemlich ungleicher Bedeutung: Straßburg, Nürn- 
berg, Ulm, Lindau, Konstanz finden sich darunter, aber auch Jsny, 
St. Gallen, Windsheim. Die an den Kaiser von den Protestierenden 
abgeordnete Gesandtschaft traf ihn in Piacenza, wurde jedoch hart von 
ihm angelassen unter drohenden Außerungen gegen die Evangelischen, 
ja eine Zeit lang gefangen gehalten. 
So war denn der engsie Zusammenschluß aller Anhänger des 
Evangeliums, nicht nur der Lutheraner unter sich, die höchste Not- 
wendigkeit. Philipp von Hessen betrieb ihn mit allem Eifer. Der 
Zutritt von Straßburg und Ulm zur Protestation, in welchen beiden 
Städten die Zwinglische Richtung überwog, war sein Werk; am 
22. April wurde zwischen Kursachsen, Hessen, Straßburg, Ulm und 
Nürnberg ein geheimes Verständnis geschlossen, daß man sich gegen 
jeden Angriff, sei es des Kaisers oder des Kammergerichts oder des 
Reichsregimentes, gemeinsam zur Wehr setzen wollte. Aber solchem 
Beginnen sah Luther mit Mißtrauen und Mißbilligung zu. Für ihn 
war, seit der bekannte, früher schon bei Gelegenheit von Karlstadts 
Schicksalen erwähnte Abendmahlsstreit ausgebrochen war, die Anhänger- 
schaft an Zwingli fast noch gefährlicher als das ganze Papsttum; und 
mißbilligend gewahrte er, dem jeder politische Blick abging, daß das 
Treiben des Landgrafen auf direkte Auflehnung gegen die kaiserliche 
Gewalt hinanslief. So kam auf einer Zusammenkunft zu Rodach in 
Franken, wo sich die Verbündeten vom 22. April zu näherer Verein- 
barung trafen, infolge der Zurückhaltung der Gesandten des sächsischen 
Kurfürsten nichts von Bedeutung heraus; es war vergebliche Mühe 
Philipps, den Kurfürsten umzustimmen. Er war es dann, der das
	        
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