— 1174 —
aber die Waffen kreuzte, eilte Landgraf Philipp herbei und brachte
die Ergrimmten zu einem Vergleiche, wonach sie das meißnische Bistum
einfach untereinander teilten. Wurzen fiel an den Kurfürsten, der
alsbald eine Kirchenvisitation anordnete, Meißen an Moritz. Der blut-
lose Krieg ward vom Volkswitz, weil er in die Zeit der Osterfladen
fiel, der „Fladenkrieg“ getauft. Trotz des friedlichen Ausgleichs bestand
doch seit jener Irrung eine noch vermehrte Spannung zwischen beiden
Linien; Luther, der den sein gutes Recht verteidigenden Fürsten einen
„thörichten Bluthund“ genannt hatte, und sein Kurfürst mißtrauten
der Zuverlässigkeit Moritzens in Glaubenssachen.
Bald kam für Moritz eine Gelegenheit, Farbe zu bekennen.
Herzog Heinrich von Braunschweig, die einzige katholische Insel in
der ringsum brandenden protestantischen Flut, hatte von je, je mehr
er sich in seiner Stellung vereinsamt fühlte, um so heftiger seinen
Parteistandpunkt vertreten. Seine geheimsten Pläue waren seit 1538
durch einen aufgefangenen Briefwechsel ans Licht gekommen; seine
Feindschaft war gleich groß gegen Philipp von Hessen, zu dessen
Doppelehe er durch seine Beziehungen zu Eva von Trott ein min-
destens gleichwertiges Seitenstück geliefert hatte, und gegen Johann
Friedrich von Sachsen, der ihn aus ebendem Grunde verabscheute.
Zum Scheine war nämlich Eva von Trott gestorben, aufgebahrt, zu
Gandersheim mit allen Ehren im Beisein der Herzogin, deren Hof-
fräulein sie war, bestattet worden, um dann auf einem der Schlösser
des Herzogs wieder aufzuerstehen. Auch davon hatte natürlich die
Welt schließlich Kunde bekommen. Nannte ihn der Kurfürst wegen
der häufig in Kursachsen vorkommenden Brandstiftungen einen Mord-
brenner, so behauptete der Herzog, jener habe gegen ihn selbst Mörder
gedungen. Zwischen den dreien entwickelte sich in den Jahren 1540
und 1541 eine litterarische Fehde von so unflätigem Charakter, daß
es selbst Luther in seiner Schrift „Wider Hans Worst"“ (1541) trotz
nochmaliger Überarbeitung nicht gelungen ist, die fürstliche Grobheit
zu übertrumpfen. Auf den „verstockten, gottlosen, vermaledeiten, ver-
fluchten Ehrenschänder, bosthätigen Barrabas und h.sichtigen Holo-
fernes von Braunschweig“, wie Herzog Heinrich gleich auf dem Titel
eines durch Georg Rhaw zu Wittenberg 1541 gedruckten Büchleins
genannt wird, antwortete der Angegriffene ebenfalls schon auf dem