Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 1174 — 
aber die Waffen kreuzte, eilte Landgraf Philipp herbei und brachte 
die Ergrimmten zu einem Vergleiche, wonach sie das meißnische Bistum 
einfach untereinander teilten. Wurzen fiel an den Kurfürsten, der 
alsbald eine Kirchenvisitation anordnete, Meißen an Moritz. Der blut- 
lose Krieg ward vom Volkswitz, weil er in die Zeit der Osterfladen 
fiel, der „Fladenkrieg“ getauft. Trotz des friedlichen Ausgleichs bestand 
doch seit jener Irrung eine noch vermehrte Spannung zwischen beiden 
Linien; Luther, der den sein gutes Recht verteidigenden Fürsten einen 
„thörichten Bluthund“ genannt hatte, und sein Kurfürst mißtrauten 
der Zuverlässigkeit Moritzens in Glaubenssachen. 
Bald kam für Moritz eine Gelegenheit, Farbe zu bekennen. 
Herzog Heinrich von Braunschweig, die einzige katholische Insel in 
der ringsum brandenden protestantischen Flut, hatte von je, je mehr 
er sich in seiner Stellung vereinsamt fühlte, um so heftiger seinen 
Parteistandpunkt vertreten. Seine geheimsten Pläue waren seit 1538 
durch einen aufgefangenen Briefwechsel ans Licht gekommen; seine 
Feindschaft war gleich groß gegen Philipp von Hessen, zu dessen 
Doppelehe er durch seine Beziehungen zu Eva von Trott ein min- 
destens gleichwertiges Seitenstück geliefert hatte, und gegen Johann 
Friedrich von Sachsen, der ihn aus ebendem Grunde verabscheute. 
Zum Scheine war nämlich Eva von Trott gestorben, aufgebahrt, zu 
Gandersheim mit allen Ehren im Beisein der Herzogin, deren Hof- 
fräulein sie war, bestattet worden, um dann auf einem der Schlösser 
des Herzogs wieder aufzuerstehen. Auch davon hatte natürlich die 
Welt schließlich Kunde bekommen. Nannte ihn der Kurfürst wegen 
der häufig in Kursachsen vorkommenden Brandstiftungen einen Mord- 
brenner, so behauptete der Herzog, jener habe gegen ihn selbst Mörder 
gedungen. Zwischen den dreien entwickelte sich in den Jahren 1540 
und 1541 eine litterarische Fehde von so unflätigem Charakter, daß 
es selbst Luther in seiner Schrift „Wider Hans Worst"“ (1541) trotz 
nochmaliger Überarbeitung nicht gelungen ist, die fürstliche Grobheit 
zu übertrumpfen. Auf den „verstockten, gottlosen, vermaledeiten, ver- 
fluchten Ehrenschänder, bosthätigen Barrabas und h.sichtigen Holo- 
fernes von Braunschweig“, wie Herzog Heinrich gleich auf dem Titel 
eines durch Georg Rhaw zu Wittenberg 1541 gedruckten Büchleins 
genannt wird, antwortete der Angegriffene ebenfalls schon auf dem
	        
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