Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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es sich gar nicht so sehr, als darum, daß man katholischer= wie pro- 
testantischerseits die fürstliche Libertät zu hoch schätze und allein darnach 
seine Handlungsweise einrichte. 
Wenn nun trotz alledem in diesem Augenblicke der Protestantismus 
seine gesamten Kräfte hätte zusammenfassen wollen und können, so würde 
ihm zweifellos der Sieg geblieben sein. Aber auch diese zum zweiten 
Male gebotene günstige Gelegenheit wurde von den evangelischen Fürsten 
nicht ausgenutzt. Noch im Jahre 1542 war Regensburg zur Refor- 
mation übergetreten, bald der Pfalzgraf Otto Heinrich von Neuburg 
gefolgt; in Köln ließ sich der Erzbischof Hermann von Wied, der 
schon seit 1515 seines Amtes waltete, durch Butzer eine vermittelnde 
Reformation ausarbeiten, sein Suffragan, der Bischof von Münster, 
Minden und Osnabrück, war bereit, seinen Spuren zu folgen, Herzog 
Wilhelm von Jülich-Cleve nahm das Abendmahl unter beiderlei Gestalt 
— aber nun waren die Städte, die am Bunde teilnahmen, eifersüchtig 
und mißtrauisch gegen die überwiegende Gewalt der Fürsten; Luther 
wollte nichts von dem „langen und großen Gewäsche“ des „Klapper- 
mauls“ Butzer wissen, und vor allem: der schlimmste Wurm, der an 
dem Ganzen nagte, war doch jener regensburger Vertrag von 1541, 
jener Vertrag des Landgrafen mit Habsburg betreffend die jülich-clevesche 
Angelegenheit. Auf dem Reichstag zu Nürnberg, der im Jannar 1543 
zusammentrat, konnten die Protestanten zwar manche Zugeständnisse 
bei der noch immer andauernden Zwangslage der Reichsoberhäupter 
ertrotzen, aber es waren immerhin nur Zugeständnisse, auf Zeit. Und 
gerade während dieser Verhandlungen beantragte Herzog Wilhelm von 
Jülich seine Aufnahme in den Bund und sah sich abgewiesen; gerade 
hier ließ Moritz, der persönlich als vorsichtiger Mann nicht erschienen 
war, durch seinen Christoph von Carlowitz mit Granvella über seinen An- 
schluß an die kaiserliche Politik verhandeln. Bescheiden waren seine 
Forderungen nicht zu nennen: er verlangte die Vogtei über die Stifter 
Magdeburg und Halberstadt und den erblichen Besitz von Meißen und 
Merseburg. Granvella war freigebig mit Versprechungen, aber auch 
Moritz verpflichtete sich ohne Gegenleistung zu nichts. Als dann im 
Juni 1543 von den Verbündeten ein Tag zu Schmalkalden angesetzt 
war, kam er nicht selbst, war aber erbötig, ihn durch einige seiner 
Theologen zu beschicken. Man erkennt unschwer eine gewisse Ironie in
	        
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