Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 1180 — 
Crespy beendet. Die Bedingungen dieses Friedensschlusses gehen uns 
hier nur insofern an, als darin auch eine geheime Abmachung getroffen 
wurde, daß beide Fürsten mit oder ohne Willen des Papstes das all- 
gemeine Konzil nun endlich durchsetzen wollten, und Franz sich ver- 
pflichtete, keine neuen Bündnisse eingehen zu wollen, namentlich nicht mit 
Protestanten. Da trotz der kaiserlichen Vorteile auf dem Kriegs- 
schauplatze jene Friedensbedingungen sehr günstig waren, so erkennt 
man wohl, wie Karl bestrebt war, sich um jeden Preis den Rücken 
frei zu machen. — Merkwürdigerweise erschien eine genau das Datum 
des Friedens von Crespy tragende Bulle Pauls III., in der er ein 
allgemeines Konzil nach Trient auf den 14. März 1545 berief; Kaiser 
und König kam er also damit geschicktester Weise zuvor. überdies ließ 
Paul, in einer etwas verspäteten gregorianischen Anwandlung, dem Kaiser 
ein Breve vom 24. August zustellen, in dem er ihn wegen seiner Zu- 
geständnisse an die Protestanten auf dem speierer Reichstage von 1544 in 
eine Linie mit allen Kirchenfeinden, von Nero bis herab auf Friedrich II., 
stellte. Dafür hatte der Kaiser, der dies Breve völlig ignorierte, das 
für ihn sicher amüsante Schauspiel, neben Calvin auch Luther für sich 
ins Zeug gehen zu sehen, der in seiner Art empfahl, dem Papste den 
Kirchenstaat wegzunehmen, ihm samt den Kardinälen die Zunge hinten 
herauszureißen und sie dann ein Konzilium halten zu lassen am Galgen 
oder in der Hölle unter allen Teufeln. Die Kenntnis dieses Breves, 
das nicht veröffentlicht worden war, konnte den Protestanten nur durch 
eine kaiserliche Mittelsperson verschafft worden sein. Der Kaiser gewann 
durch diesen einfachen Schachzug noch mehr Boden bei den allzu ver- 
trauensfeligen Schmalkaldern, unter denen nur Philipp von Hessen 
nunmehr von seinen früheren Irrtümern sich bekehrte: er gab den nicht- 
schmalkaldischen Protestanten etwas an die Hand, womit sie ihr Ge- 
wissen beruhigen konnten, und vor allen Dingen, dieser Schritt ver- 
pflichtete den Kaiser zu nichts und ließ doch alles von ihm hoffen. 
Ferner als 1545 der wormser Reichstag zusammentrat, der namentlich die 
Stellungnahme der Protestanten zum Konzil klarlegen sollte, hatten diese 
hier um so weniger Lust, es zu beschicken; denn wenn auch—auf Reichsboden, 
sei das Konzil doch weder frei, christlich oder deutsch, „denn diese drei 
Worte sind dem Papste und römischen Hofe weiter nichts, denn eitel Gift, 
Tod, Teufel und Hölle“, wie Luther die Ablehnung seinerseits begründete.
	        
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