Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 1186 — 
soeben im Begriffe stand. Gerade in diese Zeit fällt der Versuch des 
Landgrafen, die zwischen dem Kurfürsten und dem Herzog obschwebenden 
Streitpunkte durch eine Zusammenkunft in Naumburg zu begleichen. 
Anfangs wohl willens, hinzugehen, ließ Moritz diese Absicht augen- 
blicklich fallen, als er durch Carlowitz von Granvellas und des Kaisers 
Bereitwilligkeit hörte, auf seine Forderungen einzugehen. So ließ er 
Naumburg links liegen und erschien als des Kaisers getreulicher Vasall 
zu Regensburg. Am 19. Juni 1546 schloß Moritz seinen Bund mit 
Karl WV., sagte ihm Türkenhilfe und Unterwerfung unter das Konzil 
ebenso Beiträge zum Reichskammergericht zu, versprach auch, in Reli- 
gionssachen sich in seinen Landen aller Neuerungen enthalten zu wollen. 
Er erhielt dafür das Schutzrecht über die genannten Stifter, dazu ein kaiser- 
liches Jahrgeld von 5000 Gulden, und andeutungsweise wurde ihm 
auch die Erlangung der Kurwürde in Aussicht gestellt. Gleichermaßen 
brachte der regensburger Tag dem Kaiser die natürlich zunächst geheim 
gehaltene Einigung mit Herzog Wilhelm von Bayern, die sich insofern 
etwas leichter gestaltete, als Herzog Ludwig mittlerweile gestorben war. 
Der Herzog wurde ganz ähnlich wie Moritz durch die Aussicht auf 
die pfälzische Kurwürde gewonnen, falls der Vetter fortfahren würde, 
sich gegen Kirche und Kaiser widerspenstig zu zeigen, und überdies wurde 
bald darauf sein Sohn Albrecht mit der ältesten Tochter des römischen 
Königs Ferdinand verheiratet. Eine sehr wesentliche Unterstützung an 
Geld und Soldaten wurde endlich vom Papst Paul zugesichert. In 
diesem Bewußtsein der eigenen Macht und der wachsenden Ohnmacht 
der Schmalkalder, in deren Bund er einen Keil hineingetrieben und sie 
isoliert hatte, vernahm der Kaiser am 13. Juni 1546 die Forderungen 
der Protestanten, die noch einmal das Konzil zu Trient verwarfen, 
den Standpunkt des Jahres 1544 festgehalten haben wollten und für 
sich und alle noch etwa neu zum Glauben Hinzutretenden unbedingten 
Frieden und Ungestörtheit verlangten. Diese Forderungen, die er 
früher nur im Stande der höchsten Not bewilligt hatte, jetzt, wo er 
zum letzten vernichtenden Schlage vollgerüstet ausholte, sich wieder 
mit so großer Zuwversichtlichkeit und Harmlosigkeit vortragen zu hören, 
das erschien Karl so komisch, daß er ganz im Gegensatz zu seiner ge- 
wohnten Ruhe lachte. Diefes Lachen machte die Protestanten stutzig, 
von denen der Landgraf schon längst nichts Gutes geahnt hatte;
	        
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