— 1196 —
Ein vergeblicher Angriff auf Dresden leitete den nun immer
rascher sich entwickelnden Niedergang Johann Friedrichs ein, der, über
die Bewegungen des Feindes völlig ununterrichtet, nicht einmal an
die Anwesenheit des Kaisers beim Heere glauben wollte. Er hatte
— nun allerdings zu spät — den Entschluß gefaßt, mit den Böhmen
Fühlung zu nehmen und unter Thumshirn 4000 Mann zu Fuß und
600 Reiter nach dem Erzgebirge geschickt, wie er auch nach Nieder-
sachsen ein Hilfskorps für Bremen abgesandt hatte, gerade in dem Augen-
blicke, da er seiner gesamten Streitkräfte bedurft hätte. Nun stand er
mit dem Reste seines Heeres, etwpa 2000 Neitern und 4000 Mann
Fußvolk, bei Meißen, unschlüssig, was er thun sollte, und ohne Ahnung
von den Bewegungen des Gegners, bis ihm endlich gemeldet wurde,
daß dieser im Anzuge und von beträchtlicher Stärke sei.
Karl hatte das Osterfest noch in Eger begangen; die Nachricht,
daß König Franz am 21. Februar 1547 gestorben sei, hatte ihn
dort erreicht und ihn mit gleicher Befriedigung und Zuversicht erfüllt
wie die Kunde von dem am 28. Januar erfolgten Ableben Hein-
richs VIII. von England. Von diesen Seiten brauchte er also
vorläufig nichts zu besorgen. Am 11. April schickte er Moritz voran,
am 13. April überschritt er selbst die Grenze des kursächsischen
Vogtlandes und richtete seinen Marsch so ein, daß er den Kurfürsten
von seinen thüringer Landen abschnitt. Am 22. April stand man
drei Meilen westlich von Meißen bei Jahnishausen. Die am nächsten
Tage abgesandten Aufklärungskolonnen fanden Meißen geräumt, die
Elbbrücke abgebrannt, den Kurfürsten im Abzug auf Mühlberg, das
noch zum Gebiete des Herzogs Moritz gehörte; von dort schien sich
dann der Kurfürst auf das feste Wittenberg zurückziehen zu wollen,
was natürlich den Krieg wieder in die Länge gezogen haben würde.
So beschloß der Kaiser, den Angriff so bald als möglich zu machen.
Der folgende Tag, der dritte Sonntag nach Ostern, Misericordias
Domini, 24. April 1547, sollte die Entscheidung bringen.
Er brachte sie, und rascher als es jemand gedacht hätte. Denn
wegen der weit und breit abgebrochenen Brücken glaubte der Kurfürst
gar nicht an die Möglichkeit einer Flußüberschreitung; er ging sogar
zum Frühgottesdienste nach Mühlberg zur Kirche. Nun hatten die
Kaiserlichen zwar Pontons, um den Fluß zu überbrücken, aber deren