— 1199 —
zeichneten sogenannten wittenberger Kapitulation. In dieser
verzichtete Johann Friedrich für sich und seine Nachfolger auf alle
Ansprüche an das Kurfürstentum, auf alle Rechte an Magdeburg,
Halberstadt und Halle, veranlaßte die Freigabe des Markgrafen Albrecht
von Brandenburg-Kulmbach ohne Lösegeld, ferner die Übergabe der
sich noch haltenden Festungen Wittenberg und Gotha, verblieb als
Gefangener entweder am Hofe des Kaisers oder dessen Sohnes
Philipp, anerkannte das Reichsgericht und was vom Kaifer in Zukunft
mit den Ständen beschlossen wurde. In den Besitz seiner Lande teilten
sich Moritz, der nunmehr die Kurwürde erhielt, und König Ferdinand,
der die im Vogtlande gelegenen böhmischen Lehen Plauen, Pausa,
Voigtsberg, lsnitz, Adorf, Schöneck, Neukirchen und Mühltroff in
Anspruch nahm. Moritz versprach dafür die Abtragung aller Schulden
und den Kindern Johann Friedrichs, der nunmehr als der Altere in
diesen Urkunden bezeichnet wird, ein Jahreseinkommen von 50000 Gulden.
Als Sicherheit dafür wurden ihnen die Amter Gotha, Weimar, Eisenach,
Jena, Weida, die Herrschaft Saalfeld u. s. w., also im großen Ganzen
das heutige Thüringen, überlassen. Johann Ernst, der Stiefbruder
des gewesenen Kurfürsten, behielt Koburg, aber seine Bezüge aus dem
Kurlande wurden von 14,000 Gulden auf die Hälfte zurückgeschraubt.
Zur Anerkennung des Tridentinums konnte Johann Friedrich nicht
vermocht werden.
Am 23. Mai wurde Wittenberg übergeben; die Kurfürstin Sibylla
kam heraus und that vor dem Kaiser einen Fußfall, wurde jedoch von
ihm gnädiger behandelt als der Gemahl, der übrigens die Erlaubnis
erhielt, seine Stadt noch einmal zu besuchen. Am Tage der übergabe
zog auch Karl in Wittenberg ein, umgeben von den Fürsten und
sonstigem Gefolge, während die Soldaten nicht in die Stadt ge-
lassen wurden. An dem evangelischen Gottesdienste wurde nichts
geändert. Eine spätere Erzählung läßt den Sieger auch Luthers
Grab in der Schloßkirche besuchen und sinnend längere Zeit da
verweilen. Als ihm einige Fanatiker rieten, die Gebeine des Ketzers
herausreißen und verbrennen zu lassen, erteilte er nach derselben
lberlieferung die würdige Antwort: „Lasset ihn liegen, er hat seinen
Richter gefunden. Ich führe Krieg mit den Lebenden und nicht mit
den Toten!“