Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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begaben, so wenig war er für die Begabung mit den in Böhmen 
erworbenen Städten zu gewinnen, wohl auch aus Rücksicht auf seinen 
Bruder. Dieselbe Rücksicht hatte ja auch mitgewirkt bei der Über- 
lassung der Mark Brandenburg an den Burggrafen Friedrich von 
Nürnberg, der erst am 18. April 1417 endgültig mit der Mark belehnt 
wurde. Diese von Sigismund gemachten Schwierigkeiten veranlaßten 
Friedrich zu der ahnungsvollen Drohung: „was er ihm heute zu Konstanz 
zu verleihen weigere, werde er ihm vielleicht nächstens im freien Felde 
anthun müssen.“ Am 12. Mai zog er von Konstanz weg, ohne sich vom 
Kaiser beurlaubt zu haben. Seine Anwesenheit im eigenen Lande erwies 
sich in kurzem als notwendig. In das Gebiet des Bischofs von Merseburg, 
der, wie wir wissen, in Konstanz weilte und dort mehr ausgab, als ihm 
und dem Stifte vorteilhaft war, brachen Ende Oktober 1417 Fürst Bern- 
hard von Anhalt und Graf Bernhard von Reinstein ein und plünderten 
des Bischofs Lande. Unterstützt durch einen Vorstoß des bischöflichen 
Amtshauptmanns zu Merseburg rückte Friedrich von Leipzig aus den 
Feinden entgegen und faßte sie am 28. Oktober so tüchtig, daß sechzig 
Edelleute dem Sieger in die Hand fielen, unter ihnen auch der Graf 
von Reinstein, der dann drei Jahre in der Gewalt des Fürsten gehalten 
wurde, bis er sich freikaufte. Lange jedoch scheint der Groll gegen 
den König nicht gewährt zu haben, da ihm Friedrich im Februar 1418 
gestattete, in seinen Landen von den Juden eine Vermögenssteuer des 
dritten Pfennigs, also von 33½ Prozent zu erheben. 
Übrigens begannen nun auch die böhmischen Verhältnisse sich so 
zu gestalten, daß ein einheitliches Zusammengehen mit Kaiser Sigis- 
mund zu einer dringenden Notwendigkeit wurde, so wenig Sympathie 
Friedrich für Sigismund empfinden mochte. Mit Ingrimm waren die 
Böhmen den Vorgängen in Kostnitz gefolgt. Während Johann XXIII. 
und Gregor XII., von denen namentlich des ersteren Lasterhaftigkeit 
und Habsucht alle erlaubten Grenzen überstieg, mit Kardinalaten und 
reichlichen Pfründen abgefunden wurden, hatte man einen so sitten- 
reinen Mann wie Johann Hus und am 30. Mai 1416 seinen Freund 
Hieronymus von Prag verbrannt; auch in Böhmen begannen Scheiter- 
haufen errichtet zu werden gegen die Anhänger Hussens und des 
Jakob von Mies, der Ausgang 1414 an der Universität Prag in 
Disputationen aufgetreten war und darin die Darreichung des Kelches
	        
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