Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Beweglichkeit eines für den Nahkampf entsprechend geübten Fußvolkes, 
abgesehen davon, daß bei der minder kostspieligen Bewaffnung größere 
Massen ins Feld geführt, Überflügelungen und Umgehungen um so 
eher ermöglicht und der Abgang an Verwundeten und Toten rascher 
ersetzt werden konnte. An Menge der Mannschaft, an rascher Beweg- 
lichkeit, vor allem aber durch ihren todverachtenden Fanatismus waren 
die Scharen Ziskas jedem Gegner überlegen; zudem hatte der geniale 
Mann die von den Bauern, die wie die Germanen Frauen und Kinder 
mitführten, ins Feld mitgebrachten Wagen strategisch zu benutzen 
gewußt, indem er die Bauern schulte, mit ihnen allerhand militärische 
Bewegungen vorzunehmen, sie als eine vor ihnen hergehende Schanz- 
mauer zu benutzen, rasch einen Teil des feindlichen Heeres umfahrend 
zu umzingeln und so abzuschneiden, oder damit eine uneinnehmbare 
Burg gegenüber einer Übermacht zu gestalten. 
Mit so ausgebildeten Scharen zog Ziska, neben dem noch drei 
Hauptleute kommandierten, aber natürlich vor ihm weit zurückstehend, 
vom Süden Böhmens Prag gegen Sigismund zu Hilfe, der von 
Kuttenberg aus ein drohendes Manifest gegen die Hauptstadt vor sich 
hergesandt hatte. Auf ihrem Marsche zerstörten die Hussiten Klöster 
und Kirchen und die Sitze der katholischen oder deutschen Edelleute 
und töteten Priester und Mönche oder was sich ihnen mit den Waffen 
entgegenstellte ohne Barmherzigkeit. Bei der Erstürmung des Schlosses 
Raby, das dem Herrn von Niesenberg gehörte, verlor Ziska das eine 
Auge, das er noch besaß; um das andere war er schon in viel früherer 
Zeit gekommen. Trotzdem fuhr der gänzlich Erblindete, der jetzt 
etwa sechzig Jahre zählte, fort, von seinem Karren aus die Schlachten 
zu leiten. Er selbst ließ übrigens bei der Einäscherung des Schlosses 
sieben gefangene katholische Priester in die Flammen werfen. Am 
20. Mai langte er mit 9000 Mann vor Prag an, erhielt aber bald 
namhafte Verstärkungen aus dem Westen. Erst einen Monat später 
erschien Sigismund und vereinigte sich vor Prag mit den von Norden 
gekommenen „Kreuzfahrern“, den Truppen des Kurfürsten von Branden- 
burg und der Markgrafen von Meißen, ferner mit Herzog Albrecht 
von Osterreich und einer Menge von anderen Fürsten, Grafen und 
Herren, die an Zahl den Hussiten wohl überlegen sein mochten, aber 
nicht an einheitlicher Führung, Kampfesbegeisterung und Disziplin. 
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