Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Am 20. Juni zog König Sigismund in den von den Hussiten noch 
nicht besetzten Wissehrad, die alte Königsburg, ein. Noch vergingen 
Wochen, ehe ein entscheidender Schlag geführt wurde. Die Eroberung 
des Galgen= oder Witkowberges im Nordosten der Stadt, den Ziska 
selbst besetzt hielt, sollte den Sieg über die Hussiten einleiten; diese 
ehrenvolle Aufgabe fiel den Meißnern zu. Am 14. Juli 1420 nahmen 
sie die Höhe des Berges mit Sturm und brachten Ziska selbst in 
Lebensgefahr; aber im entscheidenden Augenblicke, da sich ihnen der 
Sieg schon zuneigte, ward den Hussiten Hilfe aus der Prager Neu- 
stadt, die Meißner kamen zwischen zwei Treffen und wurden nach der 
steilen Seite des Berges gedrängt, wo viele von ihnen in jähem 
Absturze den Tod fanden. In ihrer Erbitterung über den ihnen noch 
zuletzt entwundenen Sieg beschuldigten sie die Böhmen in Sigismunds 
Umgebung des geheimen Einverständnisses mit den Pragern. Ganz 
ohne Grund scheint solcher Verdacht nicht gewesen zu sein; denn wenn 
wir auch bei dem Mangel genauerer Uberlieferungen nicht zu viel 
Gewicht darauf legen wollen, daß wir nichts von einer Unterstützung 
des Vorstoßes der Meißner erfahren, so vernehmen wir doch aus 
glaubwürdiger Quelle, ein böhmischer Herr habe Sigismund ver- 
sprochen, die Prager würden sich ihm unterwerfen, wenn er ihnen die 
Meißner preisgeben wolle. Den gerade gegen sie aus diesem Worte 
hervorgehenden Haß vergalten die Meißner durch furchtbare Ver- 
wüstung der Umgegend und durch Hinmordung hussitischer Priester, 
Männer, Weiber und Kinder. Dafür verbrannten die Hussiten sechzehn 
Gefangene, die sie in Fässer mit Pech gesteckt hatten, angesichts des 
deutschen Heeres. Den Witkowberg aber tauften sie zu Ehren ihres 
Arführers in Ziskaberg um, welcher Name noch heute in Geltung ist. 
Sigismund aber konnte dem tapferen Beistande der Meißner seine 
Anerkennung nicht versagen. Am 19. Juli belehnte er, „als wir in 
dem felde für Prag uff vnsern stule saßen in vnser Mjestat gezeiret 
mit duser und des Romischen Richs Eronen“, wie es in seiner eigenen 
Urkunde darüber heißt, mit aufgeworfenen Bannern die meißnischen 
Fürsten feierlich mit allen ihren Besitzungen und bestätigte alle ihre 
Vorrechte. Es wurde also doch wahr, was Friedrich der Streitbare 
bei seinem zornigen Weggange von Kostnitz gesagt hatte, wenn er 
Fleichwohl einen andern Sinn damit verbunden haben mag. — Es war
	        
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