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Am 20. Juni zog König Sigismund in den von den Hussiten noch
nicht besetzten Wissehrad, die alte Königsburg, ein. Noch vergingen
Wochen, ehe ein entscheidender Schlag geführt wurde. Die Eroberung
des Galgen= oder Witkowberges im Nordosten der Stadt, den Ziska
selbst besetzt hielt, sollte den Sieg über die Hussiten einleiten; diese
ehrenvolle Aufgabe fiel den Meißnern zu. Am 14. Juli 1420 nahmen
sie die Höhe des Berges mit Sturm und brachten Ziska selbst in
Lebensgefahr; aber im entscheidenden Augenblicke, da sich ihnen der
Sieg schon zuneigte, ward den Hussiten Hilfe aus der Prager Neu-
stadt, die Meißner kamen zwischen zwei Treffen und wurden nach der
steilen Seite des Berges gedrängt, wo viele von ihnen in jähem
Absturze den Tod fanden. In ihrer Erbitterung über den ihnen noch
zuletzt entwundenen Sieg beschuldigten sie die Böhmen in Sigismunds
Umgebung des geheimen Einverständnisses mit den Pragern. Ganz
ohne Grund scheint solcher Verdacht nicht gewesen zu sein; denn wenn
wir auch bei dem Mangel genauerer Uberlieferungen nicht zu viel
Gewicht darauf legen wollen, daß wir nichts von einer Unterstützung
des Vorstoßes der Meißner erfahren, so vernehmen wir doch aus
glaubwürdiger Quelle, ein böhmischer Herr habe Sigismund ver-
sprochen, die Prager würden sich ihm unterwerfen, wenn er ihnen die
Meißner preisgeben wolle. Den gerade gegen sie aus diesem Worte
hervorgehenden Haß vergalten die Meißner durch furchtbare Ver-
wüstung der Umgegend und durch Hinmordung hussitischer Priester,
Männer, Weiber und Kinder. Dafür verbrannten die Hussiten sechzehn
Gefangene, die sie in Fässer mit Pech gesteckt hatten, angesichts des
deutschen Heeres. Den Witkowberg aber tauften sie zu Ehren ihres
Arführers in Ziskaberg um, welcher Name noch heute in Geltung ist.
Sigismund aber konnte dem tapferen Beistande der Meißner seine
Anerkennung nicht versagen. Am 19. Juli belehnte er, „als wir in
dem felde für Prag uff vnsern stule saßen in vnser Mjestat gezeiret
mit duser und des Romischen Richs Eronen“, wie es in seiner eigenen
Urkunde darüber heißt, mit aufgeworfenen Bannern die meißnischen
Fürsten feierlich mit allen ihren Besitzungen und bestätigte alle ihre
Vorrechte. Es wurde also doch wahr, was Friedrich der Streitbare
bei seinem zornigen Weggange von Kostnitz gesagt hatte, wenn er
Fleichwohl einen andern Sinn damit verbunden haben mag. — Es war