Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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für Sigismund nur ein scheinbarer Vorteil, wenn er mit Hilfe einiger 
ihm zugethaner böhmischer Edlen am 21. Juli 1420 die Königskrönung 
auf dem Schlosse des heiligen Wenzel zu Prag erlangte, der auch die 
Fürsten Friedrich und Wilhelm beiwohnten. Denn unmittelbar dar- 
nach hob er die Belagerung von Prag auf, nicht zum wenigsten durch 
die wachsenden Schwierigkeiten der Verpflegung dazu veranlaßt, und 
die „Kreuzfahrer“ kehrten am 31. Juli nach Haufe zurück, auch die 
wettinischen Fürsten. Ihre Truppen brachten den Schrecken vor dem 
hussitischen Namen und die nicht unberechtigte Überzeugung von der 
Falschheit der Tschechen in die Heimat zurück. Ein Nachspiel bildete 
am 1. November ein neuer Vorstoß Sigismunds, um den im Süd- 
westen der Stadt gelegenen Wissehrad zu entsetzen; der Vorstoß miß- 
lang und die alte Königsburg fiel am nächsten Tage. Die unerhörten 
auf beiden Seiten vorher und nachher verübten Greuel verhinderten 
jede Aussöhnung; auch war diese letzte am Wissehrad erlittene Nieder- 
lage vernichtend für Sigismunds Ansehen. Sogar der Erzbischof 
Konrad von Prag ging nun zu den Hussiten über. Sigismund aber 
verließ Böhmen überhaupt und ging nach Ungarn. 
Damals erlebte die Lausitz eine große Einwanderung böhmischer 
und mährischer Flüchtlinge, namentlich geistlichen Standes. Nach 
Zittau flüchtete der aus Prag gebürtige Bischof Johann von Olmütz 
mit seinen Begleitern und verkehrte von da aus mit Papst Martin W., 
der den Bischof zum Administrator des Erzbistums Prag gemacht 
hatte; es gab wohl unter den gegebenen Zeitumständen nicht viel zu 
administrieren. Es wurde auch mit großem Eifer in der Lausitz 
gerüstet und die Stadt Bautzen befestigt. Der Versuch, die stamm- 
verwandte Provinz in die Bewegung zu ziehen, blieb nicht aus; am 
20. Mai 1421 erließ der Magistrat von Prag eine Aufforderung an 
die Oberlausitz, dem zu Czaslau abzuhaltenden böhmischen Landtage 
beizuwohnen; doch kam man dieser Aufforderung nicht nach, und der 
Landtag verlief ergebnislos. Die Lausitz hielt fest an Sigismund, 
der an Stelle des bisherigen Landvogtes Berka von der Duba den 
Herzog Heinrich Rumpold den Jüngeren von Glogau in diese Würde 
einsetzte. 
In den wenigen Monaten, die bis zu der unausweichlich gewor- 
denen Erneuerung des Feldzuges verflossen, sahen sich Friedrich und
	        
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