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für Sigismund nur ein scheinbarer Vorteil, wenn er mit Hilfe einiger
ihm zugethaner böhmischer Edlen am 21. Juli 1420 die Königskrönung
auf dem Schlosse des heiligen Wenzel zu Prag erlangte, der auch die
Fürsten Friedrich und Wilhelm beiwohnten. Denn unmittelbar dar-
nach hob er die Belagerung von Prag auf, nicht zum wenigsten durch
die wachsenden Schwierigkeiten der Verpflegung dazu veranlaßt, und
die „Kreuzfahrer“ kehrten am 31. Juli nach Haufe zurück, auch die
wettinischen Fürsten. Ihre Truppen brachten den Schrecken vor dem
hussitischen Namen und die nicht unberechtigte Überzeugung von der
Falschheit der Tschechen in die Heimat zurück. Ein Nachspiel bildete
am 1. November ein neuer Vorstoß Sigismunds, um den im Süd-
westen der Stadt gelegenen Wissehrad zu entsetzen; der Vorstoß miß-
lang und die alte Königsburg fiel am nächsten Tage. Die unerhörten
auf beiden Seiten vorher und nachher verübten Greuel verhinderten
jede Aussöhnung; auch war diese letzte am Wissehrad erlittene Nieder-
lage vernichtend für Sigismunds Ansehen. Sogar der Erzbischof
Konrad von Prag ging nun zu den Hussiten über. Sigismund aber
verließ Böhmen überhaupt und ging nach Ungarn.
Damals erlebte die Lausitz eine große Einwanderung böhmischer
und mährischer Flüchtlinge, namentlich geistlichen Standes. Nach
Zittau flüchtete der aus Prag gebürtige Bischof Johann von Olmütz
mit seinen Begleitern und verkehrte von da aus mit Papst Martin W.,
der den Bischof zum Administrator des Erzbistums Prag gemacht
hatte; es gab wohl unter den gegebenen Zeitumständen nicht viel zu
administrieren. Es wurde auch mit großem Eifer in der Lausitz
gerüstet und die Stadt Bautzen befestigt. Der Versuch, die stamm-
verwandte Provinz in die Bewegung zu ziehen, blieb nicht aus; am
20. Mai 1421 erließ der Magistrat von Prag eine Aufforderung an
die Oberlausitz, dem zu Czaslau abzuhaltenden böhmischen Landtage
beizuwohnen; doch kam man dieser Aufforderung nicht nach, und der
Landtag verlief ergebnislos. Die Lausitz hielt fest an Sigismund,
der an Stelle des bisherigen Landvogtes Berka von der Duba den
Herzog Heinrich Rumpold den Jüngeren von Glogau in diese Würde
einsetzte.
In den wenigen Monaten, die bis zu der unausweichlich gewor-
denen Erneuerung des Feldzuges verflossen, sahen sich Friedrich und