Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 663 — 
die Verhandlungen mit den Hussiten. Diese hatten wohl erkannt, daß 
Friedrich der Streitbare unter den Bundesgenossen Sigismunds der 
bedeutendste war, und versuchten darum ihn von dem Bunde mit dem 
Könige abzuziehen. Unter Hinweis auf die Unzuverlässigkeit und 
Eigennützigkeit Sigismunds forderten sie Friedrich zur Anerkennung 
der Prager Artikel auf. Es waren diese Anfang Juli 1420 unter 
den Hussiten ausgemacht und nach der Schlacht am Witkow= oder 
Ziskaberge dem Könige und dann auch seinen Bundesgenossen mit- 
geteilt worden. Es forderten darin die Hussiten: 1. freie Verkündigung 
des Wortes Gottes lediglich auf Grundlage der Heiligen Schrift, 
2. die Darreichung des Abendmahles unter beiderlei Gestalt, 3. die 
völlige Besitzlosigkeit der Mönche und Priester, 4. die Aburteilung 
sämtlicher Todsünden durch den ordnungsmäßigen Richter, d. h. Unter- 
stellung auch der Geistlichkeit unter die weltliche Gerichtsbarkeit. Es 
ist ohne weiteres ersichtlich, daß niemand, der auf dem Standpunkte 
der mittelalterlichen Kirche stand oder ein Interesse daran hatte, diesen 
Standpunkt erhalten zu sehen, auch nur eine dieser Forderungen an- 
nehmen konnte. Ihre Ablehnung dagegen bedeutete bei dem immer 
wachsenden Fanatismus der Hussiten einen Kampf auf Leben und Tod. 
Den ersten Vorstoß im zweiten sogenannten Kreuzzug unternahmen 
in erfolgreicher Weise die Schlesier gegen das Landvolk des König- 
grätzer Kreises. Dann aber besiegte Friedrich mit seinen Truppen in 
der Abwesenheit Ziskas, dessen Persönlichkeit bei den Seinen ein Heer 
aufwog, Anfang August 1421 die Hussiten in einer großen Schlacht 
bei Brüx, das von den Meißnern unter Dietrich von Witzleben besetzt 
und gehalten wurde. Es folgten dann die Kurfürsten vom Rheine 
und von Brandenburg und lagerten sich bei Saaz an der Eger, wo 
man auf Sigismund wartete, der mit einem Heere von Ungarn und 
treugebliebenen Mähren bis zum Bartholomäustage heranzukommen 
versprochen hatte; Friedrich aber besetzte den Leitmeritzer Kreis, eroberte 
Kaden und Kommotau, während ein Sturm auf Bilin mißlang. Diese 
Vorteile aber gingen dadurch wieder verloren, daß Sigismund nicht 
zur erwarteten Zeit im Felde erschien, aber statt seiner Ziska; als der 
blinde Held mit einem Streitkolben bewaffnet zu Pferde stieg und die 
Hussiten ihren Schlachtgesang begannen, erfaßte die Kreuzfahrer ein 
so panischer Schrecken, daß sie trotz ihrer gewaltigen Anzahl, die auf
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.