Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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ohnedies schon von ihnen erwarten durfte, was in ihrer Kraft stand. 
Vor der Hand freilich verhielten sie sich gleich den übrigen Fürsten 
kühl und ablehnend gegen des Kaisers Forderungen. Während jedoch 
die anderen zu dieser Haltung sich mehr durch ihre Abneigung gegen die 
Kosten und durch politische Gleichgültigkeit bestimmen ließen, lagen 
zwischen den Wettinern und dem Kaiser einige Streitpunkte vor, die jene 
zu ihrer zuwartenden Haltung veranlaßten. Wenn sie auch ihrer eigenen 
Stellung durch die Teilnahme am Hussitenkampfe nützten, so wahrten 
sie doch zu gleicher Zeit die Interessen Sigismunds und stürzten sich 
dafür in große Kosten, ohne daß Sigismund irgend Miene machte, 
sie dafür zu entschädigen. Anderseits war der Kaiser argwöhnisch 
gestimmt durch einen vom Papst Martin V. ausgehenden, allerdings 
recht thörichten Plan, der gleichwohl das Wohlwollen des obersten 
Kirchenfürsten gegenüber den Wettinern verrät: Böhmen, das Ketzer- 
land, sollte von der Karte verschwinden; es sollte aufgeteilt werden 
und ein Teil mit der Kurwürde an Friedrich den Streitbaren fallen. 
Friedrich scheint gegen diesen Plan nicht viel einzuwenden gehabt zu 
haben; um so mehr Kaiser Sigismund, gegen den dies Projekt zugleich 
als eine Nötigung benutzt werden konnte und auch offenbar benutzt 
worden ist. Denn auf dem vorerwähnten Nürnberger Reichstage be- 
stellte er ein Kurfürstengericht zur Ordnung und Klärung seiner Be- 
ziehungen zu den Wettinern, insbesondere zu Friedrich dem Streit- 
baren. Das Gericht veranschlagte den Wert der bisherigen Hilfeleistung 
der wettinischen Fürsten auf 90 000 Gulden, wofür sie von Sigismund 
am 25. August 1422 die Orte Stolberg, Schöneck, Myla, Battendorf, 
Sparenberg, Mühlberg und Lantschütz verschrieben erhielten. In einer 
Gegerwerschreibung machten sich die Wettiner dafür verbindlich, sich 
während der Dauer des Hussitenkrieges von Sigismund nicht zu 
scheiden und namentlich bei der Entsetzung des Karlsteins behilflich 
sein wollten; diese Burg wurde von demselben Manne verteidigt, der 
schon Brüx gegen die Hussiten gehalten hatte, von dem Ritter Hans 
von Polenz aus der Oberlausitz. 
Die Belagerung des Karlstein hing aber mit einem Schachzuge 
der Hussiten zusammen, der deutlich die europäische Bedeutung der 
hussitischen Bewegung verrät. Sie hatten während des. Jahres 1421 
sich mit dem König Wladislaw IV. von Polen in Verbindung gesetzt
	        
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