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ohnedies schon von ihnen erwarten durfte, was in ihrer Kraft stand.
Vor der Hand freilich verhielten sie sich gleich den übrigen Fürsten
kühl und ablehnend gegen des Kaisers Forderungen. Während jedoch
die anderen zu dieser Haltung sich mehr durch ihre Abneigung gegen die
Kosten und durch politische Gleichgültigkeit bestimmen ließen, lagen
zwischen den Wettinern und dem Kaiser einige Streitpunkte vor, die jene
zu ihrer zuwartenden Haltung veranlaßten. Wenn sie auch ihrer eigenen
Stellung durch die Teilnahme am Hussitenkampfe nützten, so wahrten
sie doch zu gleicher Zeit die Interessen Sigismunds und stürzten sich
dafür in große Kosten, ohne daß Sigismund irgend Miene machte,
sie dafür zu entschädigen. Anderseits war der Kaiser argwöhnisch
gestimmt durch einen vom Papst Martin V. ausgehenden, allerdings
recht thörichten Plan, der gleichwohl das Wohlwollen des obersten
Kirchenfürsten gegenüber den Wettinern verrät: Böhmen, das Ketzer-
land, sollte von der Karte verschwinden; es sollte aufgeteilt werden
und ein Teil mit der Kurwürde an Friedrich den Streitbaren fallen.
Friedrich scheint gegen diesen Plan nicht viel einzuwenden gehabt zu
haben; um so mehr Kaiser Sigismund, gegen den dies Projekt zugleich
als eine Nötigung benutzt werden konnte und auch offenbar benutzt
worden ist. Denn auf dem vorerwähnten Nürnberger Reichstage be-
stellte er ein Kurfürstengericht zur Ordnung und Klärung seiner Be-
ziehungen zu den Wettinern, insbesondere zu Friedrich dem Streit-
baren. Das Gericht veranschlagte den Wert der bisherigen Hilfeleistung
der wettinischen Fürsten auf 90 000 Gulden, wofür sie von Sigismund
am 25. August 1422 die Orte Stolberg, Schöneck, Myla, Battendorf,
Sparenberg, Mühlberg und Lantschütz verschrieben erhielten. In einer
Gegerwerschreibung machten sich die Wettiner dafür verbindlich, sich
während der Dauer des Hussitenkrieges von Sigismund nicht zu
scheiden und namentlich bei der Entsetzung des Karlsteins behilflich
sein wollten; diese Burg wurde von demselben Manne verteidigt, der
schon Brüx gegen die Hussiten gehalten hatte, von dem Ritter Hans
von Polenz aus der Oberlausitz.
Die Belagerung des Karlstein hing aber mit einem Schachzuge
der Hussiten zusammen, der deutlich die europäische Bedeutung der
hussitischen Bewegung verrät. Sie hatten während des. Jahres 1421
sich mit dem König Wladislaw IV. von Polen in Verbindung gesetzt