Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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und ihm, vorausgesetzt, daß er die Prager Artikel anerkenne, die 
böhmische Königskrone angeboten. Der Polenkönig schwankte eine 
Weile und suchte die Hussiten hinzuhalten. Infolgedessen trugen diese 
die Krone dem Großfürsten Witold von Litthauen an; dieser lehnte 
zwar für sich ab, schickte aber seinen Neffen Sigismund Korybut, 
einen thatkräftigen jungen Mann, mit 5000 Reitern nach Böhmen. 
Die Extremen versagten ihm die Anerkennung und die Eifersucht 
Ziskas, der einen Aufstand in Prag erregte, zwang ihn, die Belagerung 
des Karlstein aufzugeben, die er zur Gewinnung der dort aufbewahrten 
Kronjuwelen begonnen hatte. Nach der Sage zog er vom Karlstein 
ab, weil die Belagerer ihm einen als Rehbraten zugerichteten Bock 
zugeschickt und dadurch ihren Reichtum an Nahrungsmitteln dokumentiert 
hatten. Am 10. November verließen die Hussiten das Lager vor dem 
Karlstein. Es geht daraus hervor, daß lediglich ein glücklicher Zu- 
fall, nicht aber die vom Reich in Aussicht genommene und besonders 
von den Meißnern versprochene Hilfe den in Karlstein Eingeschlossenen 
die Befreiung von ihren furchtbaren Feinden erwirkte. Deshalb 
ist auch eine überlieferung ganz glaubwürdig, weil sie zu sehr der 
Denkungsweise der damaligen deutschen Fürsten entspricht, daß näm- 
lich Friedrichs Bruder Wilhelm (II)) dem Brandenburger erklärt habe, 
er zöge nicht eher ins Feld, als bis er von der Stärke und dem 
Anmarsche der übrigen Reichstruppen Nachricht erhalten habe. Als 
dann wirklich das neue Kreuzheer sich sammelte, und zwar erst im 
Oktober des Jahres, überließ es den Karlstein ruhig seinem Schicksal 
und schlug bei Saaz ein Lager auf. Doch ist es immerhin möglich, 
daß diese Truppenansammlung Korybuts Entschlüsse mitbestimmten. 
Als man mun endlich bei Saaz beisammen war, verbreitete die Kunde, 
daß Ziska herannahe, wieder solchen Schrecken, daß die „Kreuzfahrer" 
geschwind auseinander liefen. Nach der Sage, die hier offenbar einen 
satirischen Charakter trägt, seien die Deutschen abgezogen, weil ein 
Sperling ihr Lager in Brand gesteckt habe. 
Für Friedrich den Streitbaren gab es in dieser Zeit noch einen 
ganz besonderen Grund, sich trotz der Nürnberger Ausmachungen nicht 
zu sehr in Anspruch nehmen zu lassen, sondern seine Streitkräfte bei 
einander zu halten. Er kannte recht wohl das Geheimnis manches 
politischen Erfolges, im rechten Augenblicke gerüstet und schlagfertig
	        
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