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gewonnen. Nach dem Tode des Bischofs Michael Sidonius (Held
oder Helding), der seinerzeit noch mit am Interim gearbeitet
hatte, postulierte das Kapitel den Sohn Augusts Alexander zum
Administrator, welchem Beispiele das Naumburger Kapitel nach
dem Ableben Julius Pflugs folgte. Alexander starb schon am
8. Oktober 1565, und nun machten die beiden Stifter am
20. Nov. und 5. Dez. 1565 August auf 20, bzw. auf 21 Jahre
zum Administrator, verlängerten aber 1553 die Frist mit dem
Zusatze, daß August das Recht habe, seinen Nachfolger mit dem
nämlichen Rechte ausgestattet aus seiner Familie zu bestimmen.
Diesen Gewinnungen mag die 1569 erfolgte Erwerbung des
Vogtlandes mit den Amtern und Städten Plauen, Olsnitz,
Adorf, Vogtsberg usw. angereiht sein. Dies durch die Witten-
berger Kapitulation an König Ferdinand gefallene Gebiet gab
dieser an den mehrfach erwähnten Heinrich V. Reuß, Burg-
grafen von Meißen, der 1554 starb. Seine Söhne, Heinrich VI.
und VII., verpfändeten es, durch unordentliche Wirtschaft dazu
gezwungen, an Kurfürst August, und dieser machte nach dem
Ableben Heinrichs VI. im Jahre 1569 von dem erworbenen Rechte
Gebrauch. — — —
Eigenartig waren in dieser Zeit die religiösen Beziehungen
Augusts zu dem römischen König Maximilian, die sich seit dem
Jahre des Religionsfriedens anspannen. In den Jahren 1554
bis 1560 nahm der Erzherzog unter dem Einflusse seines durch-
aus evangelisch gesinnten Hofpredigers, des Tirolers Sebastian
Pfauser, eine ihn zum Vater und dem übrigen Erzhause in Gegensatz
bringende Stellung ein und setzte sich über seine Gewissenskämpfe
insgeheim mit Kurfürst August in Beziehung, der ihn zur Be-
harrung bei der einmal erkannten Wahrheit ermunterte. Als aber
im März 1560 der zum offenen Übertritt entschlossene Erzherzog
bei August anfragen ließ, wessen er sich zu ihm in Casu necessitatis
zu versehen hätte, „sintemal“, wie es in der Relation des kurfürst-
lichen Bevollmächtigten heißt, „Ihre Königliche Würde die Augs-
burgische Konfession für die echte christliche Religion anerkennen und
ihre Conscienz mit dermaßen papistischen Greueln hinführo zu be-
schweren, ganz schmerzlich und kümmerlich sein will“ — da schreckte