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der Kurfürst vor den zu ziehenden Konsequenzen zurück und schrieb
ihm etwas salbungsvoll über die Notwendigkeit der Unterordnung
unter den Willen des Vaters. Das tat nun der schon mit Ent-
erbung Bedrohte, und legte im Februar 1562 in die Hände der
in Prag versammelten geistlichen Kurfürsten das Gelübde ab,
als ein gehorsamer Sohn der römischen Kirche leben und sterben
zu wollen. Was würde, so fragt man sich unwillkürlich, ein Moritz
in diesem Falle getan haben?
Als Maximilian jene Prager Versicherung tat, erwarb er
sich damit die Stimmen der katholischen Fürsten für die auf den
24. November 1562 angesetzte Wahl zum römischen Könige. Da
aber zugleich der Kurfürst von Sachsen von der protestantischen
Gesinnung des Kandidaten überzeugt war und den Brandenburger
auch davon überzeugt hatte, so verhallte die Stimme des Warners,
Friedrichs III. von der Pfalz (seit 1559), ungehört, als er von
Maximilian bindende Versicherungen verlangt wissen wollte zum
Schutze des Evangeliums und vor allem zur Beseitigung des
reser vatum ecclesjasticum. Am 30. November wurde Maxi-
milian gekrönt. Es begann damit jene vertrauensselige Politik
Sachsens, die dem Erzhause nur Gutes und Liebes zutraute und
es damit zur Führung des Protestantismus je länger je weniger
geeignet machte.
In dieser Hinsicht wurde eine Verwickelung besonders wichtig,
die ebensosehr einen allgemeineren europäischen Charakter trug,
als einen spezifisch sächsischen. Wir erinnern uns, daß Kurfürst
August mit der Tochter Christians III. von Dänemark verheiratet
war. Dessen Vater, Friedrich I. aus dem Hause Schleswig-Holstein,
hatte 1523 den dänischen Thron durch die Verjagung seines Neffen
Christians II., des „Bösen“, gewonnen. Bei dem Versuche, mit
Hilfe seines Schwagers, des Kaisers Karl V., seine Herrschaft
wiederzugewinnen, geriet Christian II. 1531 in Gefangenschaft, in
der er bis zu seinem am 25. Januar 1559 erfolgten Tode
schmachtete. Christian III. starb kurz vorher, am 1. Jan. 1559 und
hinterließ den dänischen Thron seinem Sohne Friedrich II., dem
Schwager Augusts. Von den zwei nachgelassenen Töchtern des
entthronten Christian II. war Christine, die Witwe des Herzogs