Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

— 90 — 
bedürfnis folgend, den Fürstbischof. Grumbach, dem natürlich die 
blutige Tat zur Last gelegt wurde, ging nach Frankreich und 
trat als Oberst in französische Dienste, erschien aber im folgenden 
Jahre wieder in Deutschland, um auf dem Reichstage zu Augsburg 
sich zu rechtfertigen. 
Herzog Johann Friedrich hatte ihn schon 1557 zu seinem 
Rate gemacht. Denn Grumbach wußte ihm vorzureden, daß 
eine Gesamterhebung des fränkischen Adels bevorstände, durch 
die er in den Wiederbesitz der verlorenen Machtstellung seiner 
Familie gelangen könnte; fernerhin stellte er ihm auch französische 
Hilfe in Aussicht. In dem wenig gewissenhaften Kanzler 
Christian Brück, der in dieser Stellung den besonneneren 
Vater abgelöst hatte (1 1557), fand er einen Förderer seiner 
Pläne. Außerdem bediente er sich eines betrügerischen Bauern, 
des Hans Müller aus Sundhausen mit dem Beinamen Tausend- 
schön, der himmlische Erscheinungen, Engelsgesichte u. dgl. zu 
haben vorgab, um dem abergläubischen Herzoge allerhand prophe- 
zeien zu lassen, wie den Tod des Kurfürsten August, des Kaisers 
Ferdinand, die Entdeckung verborgener Schätze, die Auffindung 
reicher Silberadern mit Hilfe der Springwurzel usw.; auch ließ 
er ihn in einem Krystall den Kurhut, ja, die Kaiserkrone sehen. 
Vom Herzog mit den nötigen Mitteln versehen, siel Grumbach 
am 4. Oktober 1563 ohne vorangegangene Warnung über die 
wehrlose Stadt Würzburg her und erzwang am 7. Oktober einen 
seiner Rehabilitierung in seine Güter günstigen Vertrag. 
Die Kunde von diesem frechen Landfriedensbruche veranlaßte 
Kaiser Ferdinand, schon am 6. November über Grumbach und 
seine Genossen die Acht zu verhängen. Kaiser Maximilian II., 
der am 25. Juli 1564 dem Vater folgte, erneute die Acht und 
forderte Johann Friedrich auf, den Achter auszuliefern. Dieser, 
der nicht einmal die Veröffentlichung der Acht in seinem Lande 
gestattet hatte, kam dem Befehle nicht nach und verlegte, um 
gegen alle Fälle gerüstet zu sein, seine Residenz von Weimar 
nach dem neu befestigten Grimmenstein zu Gotha. Mit seinem 
Bruder, der ihm von so törichtem Treiben abraten wollte, zer- 
fiel er dadurch vollständig. Grumbach aber rief die fränkische
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.