Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Augusts Stellungnahme zur Variata entsprach es, daß er 
mit Friedrichs III. von der Pfalz Hinneigung zum Calvinismus 
sehr unzufrieden war, namentlich seitdem jener durch den Heidel- 
berger Katechismus von 1563 dem Calvinismus seine Lande ge- 
öffnet hatte. Der Opposition gegen den Heidelberger Katechis- 
mus gaben auf dem Augsburger Reichstage von 1566, dem ersten 
des neuen Kaisers Maximilian II., auch Christof von Württem- 
berg und Pfalzgraf Wolfgang von Zweibrücken Ausdruck, so daß 
der Kaiser die Hoffnung faßte, den ihm wegen der Stellungnahme 
zu seiner Wahl verhaßten Pfälzer als nicht zur Augsburgischen 
Konfession gehörig aus dem Augsburger Religionsfrieden hinaus- 
drängeln zu können. Ein erster Vorstoß in dieser Richtung wurde 
zwar durch des Kurfürsten August die Protestanten einigende 
Tätigkeit vom 25. April 1566 vereitelt. Dagegen stimmte er 
am 14. Mai dafür, daß Friedrich III. alle calvinischen Neuerungen 
rückgängig machen sollte. Dieser vertrat in einer eindrucksvollen 
Rede seine Zugehörigkeit zur Augustana, natürlich in der mil- 
deren Fassung von 1540. Der hierdurch geschaffenen kritischen 
Lage ging Kurfürst August durch seine Abreise aus dem Wege 
und überließ es seinen Räten, an deren Spitze der kluge und 
scharfsichtige Kammerrat Lindeman stand, hier Stellung zu neh- 
men. Diese veranlaßten dann am 19. Mai eine Erklärung der 
protestantischen Fürsten in hartem Kampfe mit Christof von 
Württemberg und Wolfgang von Zweibrücken, daß Kurfürst Fried- 
rich zwar nicht in der Abendmahlslehre, so doch sonst in allen 
Dingen auf dem Boden der Augustana stehe. Der zornige Ton 
in des Kaisers Erwiderung auf diese Erklärung bewies, wie ärger- 
lich dieser über die Vernichtung seines fein angelegten Planes war. 
Des Kurfürsten August Empfindungen bei dieser Frage waren 
geteilt. Einerseits wollte er den Schwiegervater Johann Fried- 
richs des Mittleren nicht in die Arme Frankreichs treiben, ander- 
seits den Kaiser ehen wegen der spruchreif werdenden Sache des 
Ernestiners nicht gegen sich einnehmen. Eine Kritik des Heidel- 
berger Katechismus, die er 1564 von seinen Wittenberger Theo- 
logen anstellen ließ, fiel den Intentionen des hohen Auftrag- 
gebers entspre chend, oble huend aus. Anderseits war ihm, aller-
	        
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