Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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schon im Oktober 1583 und für sein unmündiges Söhnchen Friedrich 
übernahm Johann Casimir die Regentschaft, natürlich unter 
Wiedereinführung des Heidelberger Katechismus. Das bereitete 
Kurfürst August ebensoviel Kummer wie die Nachrichten von seiner 
Tochter, die wegen ihres standhaften Festhaltens am lutherischen 
Bekenntnisse vom Gatten oft mit empörender Rücksichtslosigkeit 
behandelt wurde. 
Bei aller Übereinstimmung mit Kurfürst August in religiösen 
Dingen billigte aber Ludwig Augusts bedingungsloses Hinneigen zu 
Habsburg keineswegs. Das trat beispielsweise auf dem Reichstagevon 
1582 hervor, auf dem Kurfürst August der protestantischen Sache, 
wenn auch natürlich in der bei ihm beliebten Rolle eines gut 
meinenden Vermittlers, einen weiteren schweren Schaden zufügte. 
Der Augsburger Religionsfrieden hatte auch die Frage der reichs- 
rechtlichen Stellung derjenigen geistlichen Reichsstände, die zur 
Zeit dieses Friedens schon protestantisch geworden waren und 
durch weltliche Administratoren verwaltet wurden, offen gelassen. 
Dahin gehörte Magdeburg, dessen Erzbischof in der katholischen 
Zeit den Vorsitz in dem zweiten Kollegium, dem Fürstenkolleg des 
Reichstags, geführt hatte. Seit 1566 war der brandenburgische 
Prinz Joachim Friedrich, ein Enkel Joachims II., Administrator. 
Er erschien, nachdem er die vorangegangenen Reichstage weder 
selbst besucht, noch durch Gesandte beschickt hatte, 1582, um zu- 
nächst im Auftrage des jetzigen Kurfürsten Johann Georg (seit 
1571) als dessen ältester Sohn die Kurstimme zu führen. JFür 
seine Stimme auf der Fürstenbank beauftragte er den Domherrn 
Bothmer. Als dieser aber im Fürstenrate erschien und auf der 
geistlichen Bank Platz nehmen wollte, protestierten die katholischen 
Mitglieder dagegen und verließen den Saal. Statt auf den da- 
mals der Hilfe dringend gegen die Türken benötigenden Kaiser 
Rudolf II. einen Druck auszuüben, nahm Kurfürst August die 
Vermittelung in die Hand, wodurch in beliebter Weise die Sache 
auf die lange Bank geschoben wurde. In der Folgezeit ging dann 
den protestantischen Administratoren Sitz und Stimme auf der 
Fürstenbank überhaupt verloren. 
Während Kurfürst August in der eben gekennzeichneten Weise,
	        
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