Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Geheimen Rats und übertrug ihm die Erledigung der wichtigsten 
Geschäfte, so daß der bisherige Kanzler David Peifer, übrigens 
ein besonderer Förderer des Konkordienwerkes, schließlich im Juli 
1589 zurücktrat. Gerade ihn mußte es schwer kränken, daß mit 
des Kurfürsten Genehmigung 1587 an den beiden Landesuni- 
versitäten Leipzig und Wittenberg und bei allen Schul= und Kirchen- 
beamten die Verpflichtung auf die Konkordienformel beseitigt und 
bei der Verpflichtung auf die Augustana der Unterschied zwischen 
der ursprünglichen Fassung und der Variata in Wegfall kam. Den 
aus den Kreisen der orthodoxen Geistlichkeit sowohl von der 
Kanzel als aus Streitschriften alsbald hervortönenden heftigen 
Widerspruch versuchte Crell durch einen kurfürstlichen Erlaß im 
Jahre 1588 zu unterdrücken; er verbot bei Strafe der Ausweisung 
die persönlichen Angriffe wegen der Lehre und die Verurteilung 
als falscher Lehre alles dessen, was die Augsburger Konfession 
unentschieden gelassen und nur die Konkordienformel verworfen 
hätte. Zur Durchführung dieses Verbotes in der Presse setzte er 
eine freilich nicht immer unparteiische Kommission mit ausreichen- 
der Zensurgewalt ein. 
Als Verteidiger des Orthodoxismus trat besonders der Hof- 
prediger Mirus auf, der dem Kurfürsten von der Kanzel zurief: 
„Ew. Kurfürstliche Guaden werden dem Heiligen Geist das 
Maul nicht stopfen,“ über welche Unverschämtheit er dann eine 
Weile auf dem Königstein nachdenken durfte. Auch Seldecker 
mußte am 17. Juli 1589 seine Stelle aufgeben, als er in das 
von der Kanzel zu verlesende Gebet den sinnigen Vers auf die 
Calvinisten eingeflochten hatte: „Schenk doch den bösen Buben 
ein und laß sie saufen höllische Pein!“ Die Stelle Selneckers 
an der Thomaskirche zu Leipzig erhielt der philippistisch gesinnte 
Dr. Gundermann, und Wolfgang Harder, gleicher Gesinnung, 
wurde zur Superintendentur berufen. An Polykarp Leysers Stelle 
u Wittenberg trat als Generalsuperintendent der gemäßigte 
Pierius (Birnbaum) und die Hofpredigerstellen zu Dresden wurden 
mit Salmuth und Steinbach besetzt. Besonders aber empfand 
die orthodoxe Partei und das Volk die von Crell verfügte Ab- 
schaffung der Exorzismussormel, d. h. des bei der Taufe ange-
	        
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