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wandten Satzes: „Weiche von diesem Kinde, du unsauberer Geist
und räume den Platz dem heiligen Geiste des Erlösers!“ Es
war töricht von Krell, diese belanglose Formel, mit der die Leute
wunder welche Folgen verbunden dachten, beseitigen zu wollen.
Es kam ihrethalben sogar zu Ausschreitungen, wie z. B. Sal-
muth und Gundermann zu Zeitz während einer Unterhandlung
mit den Geistlichen der dortigen Diözese von dem tumultuierenden
Volke gezwungen wurden, das Weite zu suchen. In Dresden
erschien bei der Taufe seines Sprößlings ein Fleischermeister
mit einer Axt und drohte, dem Pfarrer den Schädel zu spalten,
wenn er nicht die satanfeindliche Formel anwenden wolle. Der
Kurfürst selbst aber ließ seine Tochter Dorothea unter Weglassung
des Exorzismus taufen.
Eine Opposition anderer Art erwuchs dem bürgerlichen Kanz-
ler aus den Reihen der adligen Stände, einesteils weil er die
Herren im Geheimen Rate ihres Einflusses beraubte und
selbst die wichtigsten Geschäfte besorgte, andernteils mehrfach
Bauern gegen ihre Gutsherren in rechtlichen Schutz nahm. Unter
den Räten waren seine Freunde nur Andreas Paul, Eberhard von
Weihe und Heinrich von Bünau. Sonst hatte er nur am Kur-
fürsten selbst Rückhalt. Die Kurfürstin Sophia gehörte schon
als strenge Lutheranerin zu seinen erbittertsten Gegnern und fand
an Herzog Friedrich Wilhelm von Sachsen-Weimar, dem ältesten
Sohne Johann Wilhelms, einen Bundesgenossen, der mit Christian
über dessen sakramentiererischen Neuerungen in sehr erregten Brief-
wechsel trat.
Diese inneren Fragen wurden zeitweilig durch die Teilnahme
Sachsens an einer großzügigen, ebenfalls durch Crell befürwor-
teten äußeren Politik in den Hintergrund gedrängt. Den fran-
zösischen Verhältnissen hatte Kurfürst August, ebenso wie den
niederländischen, nur schwaches Interesse gewidmet. Die Vernich-
tung der gegen England von Philipp II. entsandten Armada im
Jahre 1588 und die Aussöhnung Heinrichs von Navarra mit
seinem königlichen Vetter Heinrich III. im April 1589 zeigte
das Aufsteigen des protestantischen Sterns und forderte zur Unter-
stützung der erstarkenden Sache des Evangeliums auf. Durch die