Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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rungen unterschied. Die vom Herzog verlangte Auslieferung 
Exemplare der Lutherschen Übersetzung aber brachte nur vier Stü 
an den Tag. Die Leipziger Universität wurde zwar 1522 vom 
Bischof von Merseburg als gut katholisch befunden: aber trotz 
des Verbotes wandten sich die Landeskinder nach Wittenberg, na- 
mentlich nachdem die Leipziger Lehrstühle für Griechisch und He- 
bräisch, als der Ketzerei Vorschub leistend, eingezogen worden waren. 
Die Stimmung Herzog Georgs wurde auch durch Familienver- 
hältnisse vielfach gedrückt. Am 29. Dezember 1534 starb seine mit 
dem Kurprinzen von Brandenburg vermählte Tochter Magda- 
lene samt ihrem neugeborenen Kinde, nachdem ihm am 15. Fe- 
bruar desselben Jahres die heißgeliebte Gemahlin entrissen wor- 
den war. Seitdem ließ er sich zum Zeichen der Trauer den 
Bart nicht mehr scheren, woher sich sein Beiname „der Bärtige“ 
schreibt. Der vorerwähnte Tod seines Sohnes Johann war für 
ihn ein um so schwererer Verlust, als dieser allein für die Nach- 
solge in Frage kommen konnte. Denn Friedrich, der nächst- 
älteste Sohn, war schwachsinnig; alle übrigen Kinder — und 
die polnische Barbara hatte ihrem Gatten deren insgesamt zehn 
geschenkt — waren ihm bis auf Christine von Hessen gestorben. 
Somit vererbte sich die herzogliche Würde auf Herzog Heinrich 
und dessen Nachkommenschaft. Gerade aber gegen diese Erbfolge 
hatte Georg die gewichtigsten Gründe. 
Herzog Heinrich saß in seiner guten Stadt Freiberg und hatte 
durch das väterliche Testament die nötigen Mittel zur Unterhaltung 
einer fidelen Junggesellenwirtschaft. Da ward, wie sein Sekretär 
und Biograph Freydinger berichtet, wie weiland an König Artus' 
Hof freie Tafel gehalten, auch große Buhlerei getrieben. Drei= bis 
viermal täglich hielt Herzog Heinz Kollation und tat dabei auch man- 
chen kühlen Trunk mit dem Domdechanten Balthasar von Ragwitz. 
Dabei erinnerte er sich wohl gern seiner 1498 angetretenen Wall- 
fahrt nach Jerusalem und sang dabei mit heller Stimme das „IIlu- 
minare Jerusalem“. Oder er kam auf seine nach des Vaters Tode 
unternommene Wallfahrt zum heiligen Jakob von Compostella im 
fernen Spanien zu reden; Schlemmen sei, wie der indiskrete Frey- 
dinger wissen will, auf dieser frommen Expedition die beste Andacht
	        
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