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Straße gelegenen Dorfe, seine Pferde von den Leuten des Guts-
herrn, des Junkers Günther von Zaschwitz unter dem Vorgeben,
sie seien gestohlen, fortgenommen. Da Kohlhase in dem gegen
den Junker angestrengten Prozesse nicht zu seinem Rechte kom—
men konnte, so erließ er am 12. März 1534 einen Fehdebrief
nicht nur gegen den Junker, sondern auch gegen den Kur—
fürsten. Infolgedessen lebten in den Jahren 1534—1540 die
Wittenberger und die Bewohner des Kurkreises in beständiger Angst
vor der Bande Kohlhases, die Raubzüge unternahm und Mühlen
und einzelne Gehöfte in Flammen aufgehen ließ. Möglich wurde
dieser ganz abnorme Zustand allerdings nur dadurch, daß bei
dem damals gespannten Verhältnis Kurbrandenburgs und Kur-
sachsens Joachim I. und dann sein Nachfolger insgeheim Kohlhase
die Stange hielten. Als dieser aber den kurbrandenburgischen
Faktor Konrad Dratzieher, der mit wertvollen Silbersachen von
Mansfeld nach Berlin reiste, bei Teltow anfiel und beraubte,
hatte auch Joachims II. Langmut ein Ende. Er ließ den Mann
nach Berlin locken und samt seinem bösen Genius Georg Nagel-
schmidt festnehmen; beide wurden zum Tode durchs Rad ver-
urteilt und dies Urteil am 22. März 1540 an beiden vollstreckt.
Ahnliche Fälle der Selbsthilfe sind nicht selten. Heinrich
Queiß, ein Lehnsmann des Bischofs von Lebus in der Lausitz,
sagt seinem Lehnsherrn, weil dieser Queißens Schäfer zu Un-
recht in Schutz genommen, zusamt Nickel von Minckwitz auf Sonnen-
walde Fehde an, und beide überfallen am 8. Juli 1528 den Bischof
in seiner Residenz Fürstenwalde, rauben diese und die Stadt
aus und führen des Bischofs Bruder, da jener entwischt ist, ge-
fangen und außerdem reiche Beute davon. — Jakob Kaldenach
sagt 1536 dem Kloster Altenzelle Fehde an und hängt an den
Klostergebäuden Fehde= und Brandbriefe auf. — Der Ritter von
Haugwitz auf Taucha fing aus Feindseligkeit gegen Herzog Georg
und die Stadt Leipzig im September 1532 vor den Toren der
Stadt den Leipziger Stadthauptmann Otto von Spiegel und den
damaligen Bürgermeister, den bekannten Dr. Ludwig Fachs weg
und führte sie gefangen nach Taucha; nur ein erhebliches Löse-
geld befreite sie. Daneben bildeten sich auch Räuberbanden, na-