Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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zeug des Kurfürsten August, von dem man noch heute die schön- 
sten Stücke im historischen Museum zu Dresden bewundern kann. 
Neben den Kämpfen zu Pferd fanden Schwertkämpfe zu Fuß 
statt. Erstere wurden jedoch mit dem Eintritte des 17. Jahr- 
hunderts selten. Das letzte Rennen zu Pferd fand 1666 bei der 
Vermählung Johann Georgs III., das letzte Turnier zu Fuß 
1679 statt. An die Stelle jener kam das Stechen nach einem 
ausgehängten Ringe in Mode, oder auch nach einer groben Holz- 
figur, die, nicht an der richtigen Stelle getroffen, sich in einem 
Zapfen drehte und dem Fehlenden einen derben Schlag versetzte. 
Man nannte das ein Quintanrennen. 
Der Unterricht der fürstlichen Fräulein ging nun freilich 
über Lesen, Schreiben, Rechnen und Katechismus nicht hinaus. 
Mehr hat wohl auch, so verdienstlich an sich dieses schon war, 
die Kurfürstin Anna nicht erstrebt, als sie 1555 ihren Ge- 
mahl für die Errichtung von Jungfrauenschulen für adlige Fräu- 
lein zu interessieren suchte, die zu Freiberg und Mühlberg für je 
40 und zu Salza für 30 Schülerinnen errichtet werden sollten; es 
wurde nachher jedoch nicht viel aus diesen bescheidenen Anfängen. 
Anna war auch die Veranlassung, daß der Abtissin des St. 
Clarenklosters zu Weißenfels, Margarethen von Watzdorf, die Ein- 
künfte des Klosters zur Erziehung junger Mädchen überwiesen 
wurden. — Aus einem Briefe der Kurfürstin vom 30. Juli 1568 
an den Hofprediger M. Philipp Wagner ersehen wir, daß „unser 
Fräulein Dorothea“, damals noch nicht ganz fünf Jahre alt, „ihr 
Alphabetbüchlein fast ausgelernt, daß kein Blatt mehr ganz daran 
ist“ die weiteren Lesestudien sollen nun an einem vom Magister 
zu besorgenden Katechismusbüchlein, „in welchem zu Anfang das 
Alphabet und die Silben stehen“, fortgesetzt und vollendet werden. 
Die Kurfürstin besaß selbst keine gelehrte Bildung. Ein beson- 
deres Interesse entwickelte sie aber für Chemie, oder richtiger für die 
damals allenthalben betriebene Alchimie; auch sie hätte gern, 
ebenso wie ihr Gemahl, die Kunst des Goldmachens entdeckt; außer- 
dem braute sie eine große Anzahl von Aquaviten zur Vertreibung 
von allerhand Krankheiten und zur Verlängerung des Lebens. 
Bei ihrem Tode hinterließ sie eine Bibliothek von 438 Bänden,
	        
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