Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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zu ihrer Zeit die Braten bei offenem Feuer am Spieße hergestellt; 
Anna aber ließ, um Holz zu sparen, Bratöfen setzen und in der 
Pfanne braten. 
Ein Speisezettel damaliger Zeit belehrt uns, daß man im 
wesentlichen mehr auf die Quantität als die Qualität sah, und 
dabei einen uns etwas sonderbar erscheinenden Geschmack ent- 
wickelte. Bei der zu Breda erfolgten Taufe des Söhnchens der 
unglücklichen Anna von Sachsen und Wilhelms von Oranien wer— 
den uns 92 Gerichte namhaft gemacht, darunter auch Löffel- 
gänse, Reiher, wilde Gänse und sogar Pfauen, ferner gebratene 
Kaninchen und gebratene Sardellen, gesottenes Lamm-, Hammel- 
und Hühnerfleisch und am Ende des zweiten Ganges Oliven, 
Kapern, Pomeranzen und Zitronen. Im dritten Gange werden 
nur kalte Braten und Pasteten serviert, für deren Herstellung 
man in Dresden einen besonderen „kalten Küchenmeister“ hatte; 
hier erscheint u. a. kalter Schwanenbraten, der auch ein Leibgericht 
des Kurfürsten Christian II. war, und im vierten und Schluß- 
gang neben allerlei Nachtisch, wie Käse, Kuchen, Marzipan, Kom- 
pott usw. auch eine Aalpastete. 
Daß niemand an des Kurfürsten Tafel verdurstete, beweisen 
die oben gegebenen Getränksquoten für die Marschallstafel. Ent- 
sprechend mußten die Weinvorräte groß sein. Nach einer Notiz 
aus dem. Finanzarchiv lagerten in den kurfürstlichen Kellereien 
zu Dresden, dem Schloß= und Zeughauskeller, ferner in Leipzig, 
Augustusburg und Torgau im Jahre 1585 insgesamt 26367 Eimer, 
annähernd 17000 Hektoliter. An Sorten kamen außer den von 
der Kurfürstin selbst vielfach bereiteten Beerenweinen zunächst die 
einheimischen, im Elbtale gewachsenen in Betracht, von denen 
der „Kotzberger“, d. i. Kötzschenbrodaer sich auch außer Landes 
eines gewissen Ansehens erfreute. Angekauft wurden ferner 
Rhein-, Mosel= und Frankenweine, auch Malvasier, der überhaupt 
auf fürstlichen Tafeln eine Rolle spielte. Auch Ungar-, Tiroler 
und norditalienische Weine kommen vor. Außer Wein kam, zu- 
meist als Gabe des dänischen Schwagers, Met auf die Tefel, 
ferner alle möglichen in= und ausländischen Biere; auch Gose 
kannte man schon.
	        
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