Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Auch bezüglich der Getränke sah jenes Zeitalter mehr auf 
Quantität als auf Qualität. Fast alle Fürsten jener Zeit hul- 
digen in einer uns mit Staunen erfüllenden Weise dem Laster 
des Trinkens, mit wenigen Ausnahmen, zu denen u. a. Georg 
der Bärtige, der bei Strafe das Zutrinken verbot, und später 
Christian I. von Anhalt zu rechnen sind. Der letztere meinte, 
daß er, wenn er in Sachsen geblieben wäre, sich schließlich zum 
armen Manne oder tot hätte saufen müssen. Wir wissen von 
Herzog Moritz, daß er in der kritischen Zeit vor dem Schmal- 
kaldischen Kriege infolge eines Trinkgelages mit dem Kurfürsten 
Johann Friedrich an einem achttägigen Kater so laborierte, daß 
er die Gesandten des Erzbischofs von Köln nicht empfangen konnte. 
Als 1550 Albrecht Achilles von Brandenburg-Kulmbach am Hofe 
Moritzens geweilt hatte, bedankt er sich in einem launigen Briefe 
bei der Kurfürstin Agnes für ein ihm mitgegebenes Hauptwasser, 
das gegen die Trunkenheit oder wohl gegen deren Folgen helfe; 
dabei schreibt er, er habe das Trinken in Sachsen so gelernt, 
daß er unter seinen Bauern schwerlich seinen Meister finden werde. 
Wie emsig die Becher bei Kaiser Maximilians II. Besuche in 
Dresden umgingen, rühmte, wie schon erwähnt, unser Gewährs- 
mann Ernst von Anhalt. 
Auch späterhin nahm das leidige Laster nicht ab, sondern 
eher zu, und die Geistlichen konnten, wie gegen den Hosenteufel, 
mit noch viel mehr Grund gegen den Saufteufel von der Kanzel 
losziehen, soweit sie ihm nicht selber verfallen waren. Kurfürst 
Christian I. hatte dem unmäßigen Essen und Trinken sein vor- 
zeitiges Ende zu verdanken. Auch Christian II. legte sich hierin 
keine Beschränkung auf. Als er 1610 beim Kaiser Rudolf II. 
zu Prag als Gast geweilt hatte, dankte er seinem Wirte mit dieser 
Anerkennung: „Ew. Kaiserliche Majestät haben mich gar treff- 
lich gehalten, also daß ich keine Stunde nüchtern gewesen.“ Daß 
die Damen, oder wie man sich damals ausdrückte, „das Frauen- 
zimmer“, auch trefflich zu pokulieren verstanden, beweist u. a. 
eine Stelle in einem Briefe des Wild= und Rheingrafen Philipp 
Otto zu Salm an Kurfürst Christian II.: „Weil das kurfürst- 
liche Frauenzimmer stets bei Tafel sitzet, so ist billig, daß sie 
Sturmhoefel, Geschichte der sächsischen Lande. 11
	        
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