Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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schon es welche gab, die für feinere Genüsse sich aufnahmefähig 
erwiesen. Z. B. beschwerten sich die Bauern von Klettwitz darüber, 
daß ihr Pfarrer nicht gelehrt genug predige, weil er keine la- 
teinischen Sprüche in seine Predigt verflechte. Eine andere Sorge 
quälte die Bauern zu Langula bei Treffurt; als denen 1587 ihr 
alter Pfarrer gestorben war, der alles abgelesen hatte, baten sie 
das Konsistorium, man solle ihnen wieder einen solchen geben, 
denn wenn einer seine Predigten so aus dem Kopfe hersage, 
so wüßten sie nicht, ob es wahr wäre oder nicht. Was man 
aber in einer damaligen Normalpredigt leistete, erscheint mit- 
unter in vielen Beziehungen wunderlich genug. M. Georg 
Striegnitz, Pfarrer und Superintendent zu Meißen predigte über 
den Propheten Jona mit folgender Disposition: 1. Wer dieser Jona 
gewesen und woher er den Namen gehabt. 2. Wem er angehört 
und was er für einen Vater gehabt. Beim ersten Teile wird 
untersucht: a) die alte Opinion von Jona, b) was sein Name 
bedeute und c) wie er diesen Namen mit Recht geführt habe. 
Das gibt ihm Gelegenheit, auf Vornamen, männliche wie weib- 
liche, überhaupt einzugehen und ihre Bedeutung zu erklären. Im 
zweiten Teile wird ausgeführt, daß man die Namen der Vor- 
eltern weder verändern noch ablegen dürfe, wozu die Beweise 
dem Cicero, Josephus u. a- entnommen werden. Danach werden 
nocheinige Histörchen zugegeben und endlich kurz und rund geschlossen: 
„Genug auf diesmal! Ihr habt gehört 1. wer Jonas gewesen, 
2. wem er angehört. Gott helfe, daß wir's behalten und selig 
brauchen mögen. Amen.“ 
Neben der Predigt entwickelte sich besonders wirkungsvoll 
der Kirchengesang, und neben dem Pastor erscheint in nicht 
minder segensreicher Tätigkeit der gesangs= und orgelkundige Kan- 
tor. Luthers unsterbliche Leistungen auf diesem Gebiete wurden 
schon früher berührt. Neben ihm ist vollwürdig zu nennen sein 
Freund Paul Eber, geboren 1511 zu Kitzingen in Franken, 
gestorben 10. Dezember 1569 zu Wittenberg als Generalsuper- 
intendent, der als theologisch-literaturgeschichtlicher Schriftsteller 
arbeitete, aber auch sieben echt evangelische Kirchenlieder dich- 
tete. In enger Freundschaft verbunden wirkte ferner im böh-
	        
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