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Daß Luther und Melanchthon die Hauptanziehungspunkte
Wittenbergs waren, ist selbstverständlich. Für die juristische Fa-
kultät war in Henning Göde eine Kraft ersten Ranges aus Erfurt
berufen worden; aber da hatte Leipzig auch seinen Breidenbach
und nach ihm Simon Pistoris. Dagegen mühte man sich hier
bei Georgs Lebzeiten vergeblich, anatomische Vorlesungen, wie
sie freilich recht beschränkten Umfanges schon 1526 Dr. Schurf
in Wittenberg vornahm. In Leipzig bestanden bis 1531 zwei
Professuren für Medizin. Die Nachlassenschaft des ohne Erben
verstorbenen Arztes Konrad Tockler aus Nürnberg verwandte
Herzog Georg auf die Begründung einer dritten Professur für
Physiologie (die Tockleriana oder Norica). Gleichzeitig gab dies
wohl Veranlassung zu einem Vertrage mit der Stadt, wonach
die beweglichen Güter eines erbenlos verstorbenen Universitäts-
verwandten unter Vermittelung des Rates für die Errichtung
neuer Lekturen verwandt werden sollten.
Mit Georgs Tode trat für die Leipziger Universität ein
glücklicher Umschwung ein. Zunächst wurde auch hier durch die
am 12. August 1539 durchgeführte Reformation der alte Sauer-
teig ausgefegt. Dann wurde der hebräische Unterricht wieder
hergestellt und für den griechischen auf Empfehlung Melanchthons
Joachim Camerarius (geboren 1500 zu Bamberg) herbei-
gezogen. Mit seinem früheren Lehrer Kaspar Börner zusammen
erhielt er den Auftrag, die nötigen Vorarbeiten zur Umgestaltung
der Universität zu besorgen. Wie schon erwähnt, fiel die Durch-
führung dieser Aufgabe dem Herzog Moritz zu, und er hat sie
so gelöst, daß er mit Recht als der zweite Begründer der Uni-
versität gefeiert wird. Lediglich die theologische Fakultät hatte bis-
lang durch zwei Pfründen zu Meißen und die Kanonikate in Zeib
und Naumburg ein entsprechend fundiertes sicheres Einkommen,
außerdem partizipierte sie mit der medizinischen und Artisten-
fakultät an den auf 660 Gulden geschätzten Einkünften von Grund-
besitz. Zu diesen bisher gebräuchlichen Einkünften sicherte in der
früher skizzierten Weise Moritz der Universität noch 2000 Gulden.
Von nun an konnten darum auch in der theologischen Fakultät
vier Lehrer der Heiligen Schrift und einer des Hebräischen, in