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bei, der ihnen keine andere Verpflichtung auferlegte, als jedem
Mitgliede nach Kräften beizustehen, das wegen seines evangelischen
Glaubens einen Angriff erleide. Die andere Vertragsform, die
„Verfassung zu Rettung und Gegenwehr“, verpflichtete zu regel-
mäßigem Besuch der Bundestage und zu bestimmten Beiträgen.
In ihrem Reverse versprachen beide Fürsten, sobald ihnen Georgs
Gebiet zugefallen sei, auch diesem Vertrage beizutreten.
Zwischen jener ersten und dieser zweiten Erklärung fand
eine Visitation der Kirchen des Freiberger und Wolkensteiner Länd-.
chens statt, die von D. Schenk, Georg Spalatin, Anton von
Schönberg, dem Freiberger Bürgermeister Andreas Altbeck und
von Melchior von Kreutzen, dem Amtmann von Grimma, be-
sorgt wurde. Zu Pfingsten 1537 kam, den Grimm Herzog Georgs
aufs höchste zu steigern, der Kurfürst selbst nach Freiberg. Die
Anwesenheit der kurfürstlichen Theologen hinderte übrigens
Heinrich, die eingezogenen Kirchengüter völlig in seine Tasche zu
stecken; namentlich Spalatin drang darauf, daß ein zureichender
Teil für Kirchen und Schulen und für den Unterhalt der bis-
herigen Domherren, Mönche und Nonnen auf die Seite gelegt
wurde. Eine zweite Visitation fand ein Jahr danach infolge der
Verdrängung des mißliebig gewordenen D. Schenk statt. — —
So also lagen die Verhältnisse, als durch den Tod des Herzogs
Johann Heinrichs Nachfolge ganz in die Nähe gerückt wurde.
Allerdings gab die vorgenannte „Väterliche Ordnung“ Georg
einen Hoffnungsstrahl für die Sukzession des geistig blöden
Friedrich, indem es da hieß, daß ein Sohn nur dann un-
fähig zur Nachfolge sei, wenn er nach, dem Urteile von „Land
und Leuten“ zu regieren nicht imstande sei. So berief Herzog
Georg auf den 2. Mai 1537 seine getreuen Stände nach Leipzig
und ließ durch sie die Regierungsfähigkeit des unglücklichen Sohnes
beschließen, dem natürlich ein Regierungsausschuß beigegeben
werden mußte; er bestand aus 24 Mitgliedern, und es war ihm als
Hauptaufgabe vom Herzog die Erhaltung der alten und wahren
Religion bezeichnet. Mit Bereitwilligkeit gingen die edlen Herren
auf alles ein und erklärten mit naiver Offenheit: „sie wollten
viel lieber einen blöden Herren haben als einen gescheiten“. An