Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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während der Untermeister sich mit 2 begnügen muß. Dieser hat 
dafür das stolze Recht, daß ihm die Schüler die Hälfte ihres 
täglichen Frühstücks abzugeben haben oder als Ersatz 1 Heller 
für die Woche. Für den Meister kamen noch Nebeneinkürfte, 
die sich auch anderwärts oft in gleicher Form finden, z. B. die 
nach der Lichtmeßprozession (2. Februar) abzuliefernden Kerzen, 
der Kernheller, nämlich zur Beschaffung von Kirschen, deren Kerne 
dann gesammelt und als Würze für geistige Getränke gebraucht 
wurden, der Metheller, der Laßheller, an den Tagen zu ent- 
richten, an denen die Schüler zur Ader gelassen wurden, Bei- 
träge in Material oder Geld zur Heizung u. a. m. Da in der 
zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts unter den Lehrern Bakka- 
laurei und Magister, sogar ein Doktor vorkommen, so deutet sich 
dadurch der Übergang zur Gelehrtenschule an. Die reichen Er- 
gebnisse des Schneeberger Bergbaues, an dem die Zwickauer ja 
sehr beteiligt waren, ermöglichten die Gewinnung guter Lehr- 
kräfte. Unter dem Rektorate des M. Valentin Strödel (1476 
bis 1480) soll die Schule zeitweilig 900, zum Teil aus größerer 
Ferne herbeigeeilte Schüler gehabt haben. Die Einteilung in 
vier Klassen, nämlich Bursales, Logici, Grammatici und Parvuli 
läßt den scholastischen Lehrplan erkennen. Der Humanismus stellte 
dann die klassischen Sprachen in den Vordergrund. Gefördert 
durch eine gern zum Geben bereite Bürgerschaft und vor allem 
unterstützt durch den Bürgermeister und weithin bekannten Arzt 
Erasmus Stella und seinen Kollegen, den in Paris gebildeten 
Dr. Laurentius Bärensprung (Ursisalius oder Ursalius) konnte 
M. Stephan Roth (seit 1517 Rektor) 1519 daran gehen, das 
Griechische einzuführen. Neben diesem erscheint unter der Lei- 
tung des M. Bernhard Natter aus Lauingen, seit 1523 auch das 
Hebräische. Unter Natters Leitung etwas zurückgegangen, nahm 
die Schule seit 1535 unter dem Rektorate des gelehrten Belgiers 
M. Petrus Plateanus, einen neuen Aufschwung. Dieser stellte 
das Lateinische und seine fertige Handhabung in den Mittel- 
punkt des Unterrichtes, die nächste Stufe aber räumte er dem 
Griechischen ein. In der Plateanschen Schulordnung werden zum 
ersten Male in Sachsen halbjährliche und öffentliche Examina und
	        
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