Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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tüchtiger Kräfte durch einen günstigen Stern sich an der jungen 
Freiberger Schule vereinigten. Als 1555 Melanchthon die damals 
unter dem Rektorate des M. Valentin Apelles stehende Schule 
visitierte, zählte sie in sechs Klassen, die Siber an die vier von 
Rivius eingerichteten Klassen hatte treten lassen, unter sieben Leh- 
rern 700—1000 Schüler. Ein Teil dieser Schüler war freilich 
durch die theologischen Exerzitia des Hieronymus Weller von 
Molsdorf herbeigezogen worden. Man hatte nämlich den Ge- 
danken gefaßt, in Freiberg eine theologische Schule zu errichten, 
an deren Spitze auf Luthers Empfehlung eben der genannte 
Hieronymus Weller trat, 1499 als Sohn des damaligen Bürger- 
meisters Johannes Weller von Molsdorf geboren. Sibers neue 
Klasseneinteilung wurde übrigens von diesem, nachdem er Rektor 
von Grimma geworden war, auf einem Konvente zu Torgau mit 
so überzeugenden Gründen empfohlen, daß sie Kurfürst August 
in seine Schulordnung von 1580 aufnahm. 
Nur oberflächlich kann erwähnt werden die zwischen 1481 
und 1490 begründete lateinische Schule zu Schneeberg, nach- 
mals bis zu ihrer Einziehung im Jahre 1835 Lyzeum genannt. 
Der gleiche Name findet sich für die Schule zu Chemnitz, deren 
Leitung in den Jahren 1485—1487 in den Händen des in der 
Geschichte des sächsischen Humanismus bekannten Paulus Niavis 
(Schneevogel) stand. Später war von 1547—1550 der genannte 
Adam Siber Rektor. Das Bestehen der Schule zum hei- 
ligen Kreuz in Dresden ist nachweisbar seit 1300. Stadt- 
schule wurde sie 1380. An dem scholastischen Lehrprinzip hielt 
man hier länger fest, offenbar weil Herzog Georg dem Humanis- 
mus je länger je mißtrauischer gegenüberstand. Eigentümlich war 
der Kreuzschule ein Alumneum, dessen Insassen gegen freien Unter- 
richt und Verpflegung den gesanglichen Teil des Gottesdienstes in 
der Kreuzkirche zu leisten hatte. Nach Einführung der Refor- 
mation blieb die Einrichtung unter Beibehaltung der gleichen Ver- 
günstigungen. Demgemäß teilte sich die Schülerschar, die wäh- 
rend des 16. Jahrhunderts im Durchschnitt nur etwa 200 Schüler 
zählte, in Extraneer, Kurrendaner und Alumnen. Jene entrichteten 
das volle Schuldgeld und wohnten außerhalb der Anstalt; letzteres
	        
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