Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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taten zwar die Kurrendaner auch, zahlten aber nur halbes Schul- 
geld, hatten aber, wovon ihnen der Name kam, die Singumgänge 
mit Geldbüchse und Brotkorb zu besorgen und gewisse Verpflich- 
tungen für den Kirchendienst und für die kirchlichen Gesänge bei 
Hochzeiten und Begräbnissen zu erfüllen. 
Die Thomasschule zu Leipzig ist zweifellos, wie dies 
aus zahlreichen Analogien hervorgeht, zugleich mit der Stiftung 
des Thomasmünsters im Jahre 1212 ins Leben getreten und 
war demgemäß in ihren drei ersten Jahrhunderten und darüber 
eine Klosterschule mit einem Alumneum von ursprünglich zwölf 
Insassen. Der Humanismus hatte, wie schon bei Besprechung 
der Universitätsverhältnisse erwähnt wurde, in Leipzig einen 
schweren Stand. Durch den einsichtigen Propst des Thomas- 
klosters Jakob Köhler wurde aber 1518 Johann Graumann 
(Poliander, geboren 1487 zu Neustadt in der Oberpfalz) zum 
Rektorate berufen, der Freund Mosellans, und hat es bis 1522 
verwaltet. Mosellans berühmte Paedagogia ist auf Graumanns 
Veranlassung entstanden, und die darin enthaltenen 37 Dialoge 
waren offenbar zum Zwecke des lateinischen Unterrichts an der 
Thomasschule verfaßt. Graumann verließ aber um des Evan- 
geliums willen Leipzig, gleichermaßen sein Freund und Kantor 
der Thomasschule Rhau, der für den Eröffnungsgottesdienst zur 
Disputation zwischen Luther und Eck 1519 eine Motette kompo- 
niert hatte. Überhaupt treten neben den Rektoren die Kantoren 
hervor, unter denen besonders nicht nur als Komponist und Musik- 
theoretiker, sondern auch als gelehrter Chronologe genannt werden 
muß Sethus Calvisius (Kallwitz, geboren 1556), der von 1594 
bis 1614 Thomaskantor war. — Mit der Einführung der Re- 
formation kam der Rat in den Besitz des Thomasklosters und damit 
auch in den des Schulpatronats zu St. Thomae. Damit wurde 
die Thomasschule Stadtschule, wie es die Nikolaischule schon 
seit 1395, resp. seit 1511 gewesen war. 
Schon 1537 hatte Georg von Carlowitz an den Landgrafen 
von Hessen über Schulen geschrieben, die man nach Einziehung 
der geistlichen Güter in Sachsen errichten könnte, wo durch ge- 
lehrte Magister und Doktores die Jugend, gleichviel ob adliger,
	        
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