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taten zwar die Kurrendaner auch, zahlten aber nur halbes Schul-
geld, hatten aber, wovon ihnen der Name kam, die Singumgänge
mit Geldbüchse und Brotkorb zu besorgen und gewisse Verpflich-
tungen für den Kirchendienst und für die kirchlichen Gesänge bei
Hochzeiten und Begräbnissen zu erfüllen.
Die Thomasschule zu Leipzig ist zweifellos, wie dies
aus zahlreichen Analogien hervorgeht, zugleich mit der Stiftung
des Thomasmünsters im Jahre 1212 ins Leben getreten und
war demgemäß in ihren drei ersten Jahrhunderten und darüber
eine Klosterschule mit einem Alumneum von ursprünglich zwölf
Insassen. Der Humanismus hatte, wie schon bei Besprechung
der Universitätsverhältnisse erwähnt wurde, in Leipzig einen
schweren Stand. Durch den einsichtigen Propst des Thomas-
klosters Jakob Köhler wurde aber 1518 Johann Graumann
(Poliander, geboren 1487 zu Neustadt in der Oberpfalz) zum
Rektorate berufen, der Freund Mosellans, und hat es bis 1522
verwaltet. Mosellans berühmte Paedagogia ist auf Graumanns
Veranlassung entstanden, und die darin enthaltenen 37 Dialoge
waren offenbar zum Zwecke des lateinischen Unterrichts an der
Thomasschule verfaßt. Graumann verließ aber um des Evan-
geliums willen Leipzig, gleichermaßen sein Freund und Kantor
der Thomasschule Rhau, der für den Eröffnungsgottesdienst zur
Disputation zwischen Luther und Eck 1519 eine Motette kompo-
niert hatte. Überhaupt treten neben den Rektoren die Kantoren
hervor, unter denen besonders nicht nur als Komponist und Musik-
theoretiker, sondern auch als gelehrter Chronologe genannt werden
muß Sethus Calvisius (Kallwitz, geboren 1556), der von 1594
bis 1614 Thomaskantor war. — Mit der Einführung der Re-
formation kam der Rat in den Besitz des Thomasklosters und damit
auch in den des Schulpatronats zu St. Thomae. Damit wurde
die Thomasschule Stadtschule, wie es die Nikolaischule schon
seit 1395, resp. seit 1511 gewesen war.
Schon 1537 hatte Georg von Carlowitz an den Landgrafen
von Hessen über Schulen geschrieben, die man nach Einziehung
der geistlichen Güter in Sachsen errichten könnte, wo durch ge-
lehrte Magister und Doktores die Jugend, gleichviel ob adliger,