Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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alters jede bessere und tiefere Erkenntnis, insbesondere da Ana- 
tomie aus religiösen Rücksichten weder in der christlichen Welt, 
noch bei den die Medizin nicht unerheblich fördernden Arabern 
betrieben wurde, und da Galen bei der Zunft der Arzte genau 
in demselben dogmatischen Ansehen sich festnistete, wie Aristoteles 
in der Philosophie. Aber auch hier durchbrachen Humanismus 
und Reformation den Bann starrer Überlieferung. „Es gibt in 
der Heilkunde kein Evangelium, keinen lediglich durch die Tra- 
dition geheiligten Autoritätsglauben,“ so lehrte der zwar viel 
angefochtene, aber um Medizin und Pharmazie doch hoch ver- 
diente Parcelsus von Hohenheim (1493—1541). Zunächst 
wandte man sich wieder den griechischen Quellen zu, für deren 
Eröffnung mit Auszeichnung Johann Hagenbutt tätig war, be- 
kannter unter seinem latinisierten Namen Janus Cornarius (1500 
bis 1558), der erst in Marburg, dann in Jena Professor war. 
Zugleich nahm die Beschäftigung mit den Naturwissenschaften zu, 
der die Kirche ja von jeher mißtrauisch, wenn nicht feindselig gegen- 
übergestanden hatte. Neben dem Mainzer Otto Brunfels (1488 
bis 1534) als erstem Epoche machenden Botaniker, neben dem 
Schweizer Konrad Gesner (1516—1565), dem „deutschen Plinius“, 
dem Bahnbrecher in der Zoologie, glänzt auf dem Gebiete der 
Mineralogie der schon früher erwähnte Georg Agricola (1490 
bis 1555) aus Glauchau. Auf Grund seiner auf außerordentlich 
feiner Beobachtungsgabe basierten Studien veröffentlichte er 1530 
de re metallica, eine systematische Beschreibung der Mineralien, 
die wie seine anderen einschlagenden Arbeiten auf diesem Ge- 
biete maßgebend bis ins 18. Jahrhundert blieben, bis sie durch 
die Arbeiten des Freiberger Professors Abraham Werner (1750 
bis 1817, seit 1775 in Freiberg) an Bedeutung verloren. Werner 
aber erklärte, er halte Agricola für den Vater aller Bergwerks- 
gelehrten, für den Schöpfer der mineralogischen Kritik, dem er 
selbst auf diesem Gebiete alles verdanke. 
Vor allem aber mußte der Heilkunde Anregung durch die 
wieder zu Ansehen gelangende Anatomie werden. In seiner, das 
höchste Aufsehen erregenden Schrift De corporis humani fabrien 
(über den Bau des menschlichen Körpers), die 1543 in erster,
	        
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