Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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1555 in zweiter Auflage erschien, räumte Andreas Vesalius 
(1514—1564), Leibarzt Karls V. und dann Philipps II. gründ- 
lich mit dem Galenischen Krame auf, freilich unter erbittertem 
Widerspruche der alten Schule und auch im Konflikte mit der 
Kirche. In Sachsen hatte zuerst in Wittenberg 1526 Dr. Aug. 
Schurff, ein jüngerer Bruder des Juristen Hieronymus Schurff, 
anatomische Zergliederungen vorgenommen, allerdings noch in 
der Galenischen Theorie befangen. Ganz im modernen Sinne 
dieser Zeit jedoch lehrte zu Wittenberg Salomon Alberti (ge- 
boren 1540 zu Naumburg, gestorben 1600), der als der älteste 
unter den eigentlichen Anatomen Deutschlands zu bezeichnen ist. 
In der praktischen Medizin spielte die von Galen zuerst aus- 
gesprochene und dann auch von den arabischen Arzten aufge- 
nommene Lehre eine große Rolle, daß man aus Puls und Urin 
jede Krankheit erkennen könne, und demgemäß bildete die Unter- 
suchung des letzteren einen Hauptbestandteil der ärztlichen Praxis. 
Dagegen wandte sich u. a. der Erfurter Arzt Bruno Seidel (ge- 
storben 1577). Aber der eigentliche Bahnbrecher, der dann auch 
in Sachsen vielen Anhang fand, war der schon genannte Theo- 
phrastus von Hohenheim, gemeinhin unter dem Namen Para- 
celsus bekannt (1493—1541). Wie Agricola der Vater der 
Hüttenchemie, so ward er durch seine Untersuchungen Vater der 
medizinischen Chemie. Er führte einzelne Präparate des Anti- 
mons, Quecksilbers, Eisens, Bleis, Kupfers, Schwefels und Arsens 
zum großen Teil erst ein und bereicherte auch durch Essenzen 
und Tinkturen aus Pflanzen den Arzneischatz. Daß er außerdem 
in marktschreierischer, scharlatanhafter Weise auftrat und sich feiern 
ließ, gehört nicht hierher. 
Zu den Bekennern des Paracelsus, wenn auch nicht in allen 
seinen mystischen und alchimistischen Schwärmereien gehörte u. a. 
der Leibarzt Moritzens und Augusts, Dr. Kaspar Neefe (7 1574), 
der auch von Kaiser Ferdinand I. zugezogen wurde, des kaiser- 
lichen Leibarztes Andreas Matthiolus kostbares Werk über die 
Pflanzen aus seinen Mitteln herausgab, einen Fonds für die 
Bibliothek der Kreuzsschule begründete, der Universität Leipzig 
ein Stipendium von 2400 Gulden überwies; ferner Kaspar
	        
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