Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Percer, ebenfalls Augusts Leibarzt, uns bekannt aus den krypto- 
calvinistischen Wirren, der philologisch-humanistisch gebildete Leip- 
ziger Andreas Ellinger (1526—1582), der Leibarzt des An- 
halter Fürsten Oswald Croll (1560—1609) zu Bernburg, der 
durch seine auch von den Gegnern der paracelsischen Theoreme 
gewürdigte Arzneimittellehre berühmt wurde. Als Wundarzt und 
besonders als Augenarzt ragte der Dresdener Hofokulist Georg 
Bartisch (1535—1607) weit über die Grenzen seines Heimat- 
landes hinaus. Sein 1583 erschienener „Augendienst“ enthält 
neben vielem Wunderlichen und Abgeschmackten doch auch eine 
treffliche Darstellung der von ihm zuerst gewagten Herausnahme 
des Augapfels bei Krebs. — Ganz vernachlässigt war das 
Gebiet der Geburtshilfe. Auch ihr wandte sich höheres Interesse 
zu, wie z. B. die Kurfürstin Anna, die ihrem Gatten fünfzehn 
Kinder schenkte, an die Begründung einer Hebammenschule ging. 
Zur Würdigung der Fortschritte auf diesem Gebiet sei nur darauf 
hingewiesen, daß im Jahre 1610 durch den Wittenberger Arzt 
und Professo: Trautmann der erste und zwar glücklich ge- 
lungene Kaiserschnitt gemacht worden ist. 
Rühmend muß das Verständnis des Kurfürsten August für 
die ärztliche Kunst erwähnt werden. Er war seinen Leibärzten, 
den genannten Peucer und Neefe, außerdem dem jüngeren Joachim 
Camerarius, dem Dr. Paul Luther, des Reformators Sohn, ein 
gnädiger Herr, kannte auch den Paracelsus wohl. Da er das 
Studium der Chirurgie zu Leipzig fördern wollte, ließ er im 
März 1577 dem Dr. Simonius durch kurfürstliches Edikt die 
Leichen der Hingerichteten und der im Hospital Gestorbenen zu 
anatomischen Studien und zur Bereitung von Skeletten überweisen. 
Er hatte, was für damalige Zeit nicht hoch genug angeschlagen 
werden kann, auch bei dem Tode seines nur wenige Monate 
alt gewordenen Söhnchens Joachim im Jahre 1557 angeordnet, 
Hes solle das Leichlein im Beisein dreier Doktores aufgeschnitten 
und besehen werden, woran es gestorben sein möge“. Er sorgte 
ferner dafür, daß auch in kleineren Städten Stadtphysici angeselt 
wurden. Bei ansteckenden Krankheiten suchte er durch energische 
Absperrungsmaßregeln zu helfen. Kurfürst August wußte auch
	        
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