— 201 —
1559 als Bergschreiber in Annaberg, sein berühmtes Rechenbuch
erscheinen: „Rechnung auff der linien und federn, in zal, maß
ond gewicht auff allerley Handierung.“ Wenn er auch nicht der
erste war, der an Stelle der umständlichen römischen Zahlen die
arabischen setzte, so kamen sie doch erst durch ihn allgemein in
Anwendung. — Die Astronomie fand zu Leipzig in Joh.
Hommel (Hummel, Homelius, geboren 1518, gestorben 1562)
einen Vertreter, der Lehrer Karls V. und des Kurfürsten August
gewesen war und eine Zeitlang auch den berühmten Dänen Tycho-
de Brahe anzog; von ihm entnahm dieser die Bestimmung der
Polhöhe von Leipzig, 510 17/. Es war die Zeit, da das Koperni-
kanische Weltensystem sich, wenn auch langsam, Bahn brach, wo-
aber auch jene Afterwissenschaft der Astrologie sich breit machte
und selbst in sonst so erleuchteten Köpfen wie Melanchthon voll
überzeugte Anhänger fand. Auch Kurfürst August kargte nicht
mit Belohnungen gegen Astrologen und ließ das ihm vom Mathe-
matikus Valentin Engelhard dedizierte Speculum astro-
logiae in 1200 Exemplaren in seiner eigenen Druckerei drucken. —
Ganz Hervorragendes auf dem Gebiete der Mathematik und Astro-
nomie leistete Petrus Binnewitz oder Bennewitz, bekannter unter
seinem latinisierten Namen Apianus, der 1495 in der Gegend.
von Leisnig geboren wurde und als kaiserlicher Hofastronom bei
Karl V. in hohen Ehren stehend, am 21. April 1552 zu Ingolstadt
starb, wo er seit 1523 eine Professur der Mathematik bekleidete.
Von seiner Kosmographia erschienen französische, italienische, spa-
nische und holländische Übersetzungen. Nach seinen Anweisungen
hat dann sein Sohn Philipp Apian unter dem Titel „XXIIII Bay-
rische Landtafeln“ 1568 eine nach geographischen Längen und
Breiten gemachte kartographische Darstellung von Ober= und Nie-
derbayern, der Oberpfalz und des Salzburger Landes zu München
erscheinen lassen, das erste Werk in Deutschland auf diesem Ge-
biete. Auch Kurfürst August erkannte die Notwendigkeit karto-
graphischer Aufnahmen; er selbst nahm Gegenden topographisch
auf und hatte an seinem Reisewagen ein Instrument zum Messen
der Entfernungen anbringen lassen. Doch blieb es unter August
bei kleineren Unternehmungen; der Marienberger Pfarrer Johann