Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

— 216 — 
ordnung. Im Jahre 1572 sandte er seinen Kapellmeister Antonio 
Scandelli ins Erzgebirge, damit er mit Hilfe der Räte zu Frei- 
berg, Chemnitz, Zwickau usw. in den Schulen gute Diskantisten 
ausfindig mache. Andere Knaben wurden als Instrumentisten 
ausgebildet für die kurfürstliche Kapelle. In dieser dominierten 
Niederländer und vor allem Italiener. Von den Tola war schon 
die Rede. Der Nachfolger Johann Walthers in der Leitung 
der Kantorei ward 1554 Matthias le Maistre, ein Niederländer, 
der vorher am Mailänder Dome ein geschätzter Kapellmeister ge- 
wesen war. Seine zunehmende Kränklichkeit ließ seit 1566 An- 
tonio Scandelli erst vertretungsweise, dann seit 1568 völlig 
an seine Stelle mit einem Gehalte von 400 Gulden treten. Es 
war dies ein ausgezeichneter Musiker, der nicht nur mehrere 
Instrumente beherrschte, sondern auch fleißig, und zwar nach dem 
Urteile Kunstverständiger sehr kunst= und geschmackvoll komponierte. 
Er starb am 18. Januar 1580. — Nach Scandellis Tode versuchte 
Kurfürst August den berühmtesten aller damaligen Musiker, den 
Niederländer Orlandus Lassus zu gewinnen, der 1520 zu Mons 
in den Niederlanden geboren, 1541—1548 Kapellmeister beim 
Lateran gewesen war und seit 1562 die Hofkapelle zu München 
leitete (#t daselbst 1594). Da dieser aber ablehnte, so nahm er 
auf eigenhändige Empfehlung Kaiser Rudolfs II. den Genuesen Giod. 
Batt. Pinelli de Gherardis in seinen Dienst; dieser erhielt aber 
schon 1583 ärgerlicher Händel wegen seine Entlassung. — Auch 
unter Christian I. und II. erfreute sich die Hofkapelle eines weit- 
reichenden Ansehens, besonders als, leider nur für die kurze Zeit 
von 1608—1612 der schon erwähnte Hans Leo von Hasler 
tätig war. 
Kurfürst August als Bolkswirt. 
Zu allen den vorerwähnten künstlerischen Schöpfungen und 
überhaupt zur Entfaltung eines prächtigen Hoflebens gehörten 
Summen, die durch die Steuererträge allein nicht entfernt hätten 
gedeckt werden können. Hier kamen dem Kurfürsten August seine 
hervorragenden wirtschaftlichen Talente und seine auf diesem Ge- 
biete ebenfalls vom höchsten Verständnis erfüllte Frau zu Hilfe. 
Zunächst bewährte sich Kurfürst August als ein vorzüglicher
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.