Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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eingeführt und zur Aussaat verwandt, wie z. B. hessischer Dinkel 
und niederländischer Hanf. Merkwürdig ist, daß zu dieser Zeit 
in Sachsen noch kein Klee gebaut wurde. Erst Kurfürst Christian J. 
erhielt 1591 vom Landgrafen Georg I. von Hessen-Darmstadt 
auf seine Bitte 18 Pfund Kleesamen, das Pfund zu 6 Batzen, 
und ließ ihn bei der Stuterei zu Kalkreuth aussäen. Bei Ge- 
legenheit einer Sämereisendung, die im selben Jahre 1591 vom 
Landgrafen Wilhelm IV. von Hessen-Kassel anlangte, wurde Chri- 
stian auch ein Gewächs übermittelt, „so wir vor wenig Jahren 
aus Italien bekommen und Taratouphli genannt wird; dasselbige 
wächst in der Erde und hat schöne Blumen guten Geruchs und 
unten an der Wurzel hat es viele tubera (Knollen) hängen, die- 
selbigen, wenn sie gekocht werden, sind sie gar anmutig zu 
essen usw.“ Wir haben hier also zweifellos das erstmalige, da- 
mals aber spurlos vorübergegangene Auftreten der Kartoffel in 
Kursachsen. 
In den letzten drei Jahren des Kurfürsten brachten sämt- 
liche Amter eine Bruttoeinnahme von rund 1113600 Gulden, 
denen rund 493000 Gulden an Ausgaben gegenüberstanden, was 
einen Reingewinn von 620600 Gulden und im Durchschnitt auf 
ein Jahr 206800 Gulden bedeutet. Jene Summen ergaben sich 
zum Teil auch aus einem mit umsichtiger Benutzung der Kon- 
junktur betriebenen Handel mit allen Landesprodukten, nament- 
lich mit Getreide. Hier wußte der Verwalter Abraham Runge, 
der oft als tüchtiger Beamter hervortritt, überall die höchsten 
Preise herauszuschlagen. Mutter Anna legte sich besonders auf 
einen schwunghaften Butter= und Käsehandel, schloß selbst mit 
den Abnehmern Verträge ab und erzielte damit höchste Preise. 
Die beste Butter vom Ostravorwerk behielt die Kurfürstin, die sich 
gelegentlich auch selbst ans Butterfaß stellte, für den eigenen Be- 
darf. — Die bei dem Handel sehr störende Verschiedenheit der 
Maße und Gewichte, die sich namentlich auch einem einheitlichen 
Betriebe hinderlich zeigte, veranlaßte August schon am 14. No- 
vember 1556 zu einem Edikte, das ein einheitliches Maßsystem 
nach dem Vorbilde der in Dresden angewandten anstrebte. 
Selbstverständlich betrieb der Kurfürst auf seinen Gütern eine
	        
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