— 221 —
Beleuchtungszwecken, in solcher Menge, daß das selbsterbaute
nicht zureichte, sondern noch welches von den Untertanen gekauft
werden mußte.
Die Kurfürstin begegnete sich aber ganz besonders in dem
Interesse für Gartenkunst und Obstbau mit ihrem Gemahle.
Im allgemeinen war sie nur für das Praktische und suchte in
ihrem Garten alles, was für die kurfürstliche Küche an Gemüse
und Gewürz nötig war, wie auch Früchte und Beeren, selbst
heranzuziehen. Sie schickte noch 1583 einen Gärtner eigens zu
dem Zwecke nach Leipzig, um den dort besonders blühenden Bau
von Kohl und jungem Frühlingsgemüse kennen zu lernen. Im
Zusammenhange mit ihren medizinischen Bestrebungen hatte sie
sich auch ein Kräuterbuch angeschafft und ein Herbarium angelegt,
das durch die oben (S. 197) erwähnte Sammlung des kaiser-
lichen Arztes Matthioli vermehrt wurde. — Auf dem Gebiete des
Obstbaues aber trat Kurfürst August sogar literarisch hervor; ein
„Künstliches Obst= und Gartenbüchlein“ von ihm aus dem Jahre
1571 soll drei Auflagen erlebt haben. Auch sammelte er Schriften
über diesen Gegenstand. Wie wunderliches Zeug hier mit
unterlief, ersieht man z. B. aus einem 1570 zu Frankfurt a. M.
erschienenen „Pflanzbüchlein der Lustgärten“, worin u. a. gelehrt
wird, wie man saure Früchte durch Eingießen von Honig-
seim in die Wurzeln süß machen, wie man in Apfeln Edelsteine
und Perlen wachsen lassen und Nüsse in Pfirsiche verwandeln
könne. — Die Fürsorge für seine Obstgärten dehnte nun aber
Kurfürst August über das ganze Land aus und hat diesem da-
durch einen bleibenden, unschätzbaren Segen gestiftet. Auf seinen
inländischen Reisen führte er stets Säckchen mit Obstkernen bei sich
und sleckte sie an geeigneten Orten; gleichermaßen beschäftigte er
sich mit dem Pfropfen und Okulieren; seine Werkzeuge hierzu
sind noch im Historischen Museum zu Dresden aufbewahrt. Offen-
bar unter dem Einflusse der Kurfürstin verfügte er den schönen
Brauch, daß jedes neuvermählte Paar zwei Obstbäume setzen mußte.
Das nötige Material hierzu kam aus den Baumschulen zu Stolpen
und aus dem Ostravorwerke. Bei dem Tode des Kurfürsten stan-
den seinem Nachfolger Christian I., der die Sache nicht weiter