Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Beleuchtungszwecken, in solcher Menge, daß das selbsterbaute 
nicht zureichte, sondern noch welches von den Untertanen gekauft 
werden mußte. 
Die Kurfürstin begegnete sich aber ganz besonders in dem 
Interesse für Gartenkunst und Obstbau mit ihrem Gemahle. 
Im allgemeinen war sie nur für das Praktische und suchte in 
ihrem Garten alles, was für die kurfürstliche Küche an Gemüse 
und Gewürz nötig war, wie auch Früchte und Beeren, selbst 
heranzuziehen. Sie schickte noch 1583 einen Gärtner eigens zu 
dem Zwecke nach Leipzig, um den dort besonders blühenden Bau 
von Kohl und jungem Frühlingsgemüse kennen zu lernen. Im 
Zusammenhange mit ihren medizinischen Bestrebungen hatte sie 
sich auch ein Kräuterbuch angeschafft und ein Herbarium angelegt, 
das durch die oben (S. 197) erwähnte Sammlung des kaiser- 
lichen Arztes Matthioli vermehrt wurde. — Auf dem Gebiete des 
Obstbaues aber trat Kurfürst August sogar literarisch hervor; ein 
„Künstliches Obst= und Gartenbüchlein“ von ihm aus dem Jahre 
1571 soll drei Auflagen erlebt haben. Auch sammelte er Schriften 
über diesen Gegenstand. Wie wunderliches Zeug hier mit 
unterlief, ersieht man z. B. aus einem 1570 zu Frankfurt a. M. 
erschienenen „Pflanzbüchlein der Lustgärten“, worin u. a. gelehrt 
wird, wie man saure Früchte durch Eingießen von Honig- 
seim in die Wurzeln süß machen, wie man in Apfeln Edelsteine 
und Perlen wachsen lassen und Nüsse in Pfirsiche verwandeln 
könne. — Die Fürsorge für seine Obstgärten dehnte nun aber 
Kurfürst August über das ganze Land aus und hat diesem da- 
durch einen bleibenden, unschätzbaren Segen gestiftet. Auf seinen 
inländischen Reisen führte er stets Säckchen mit Obstkernen bei sich 
und sleckte sie an geeigneten Orten; gleichermaßen beschäftigte er 
sich mit dem Pfropfen und Okulieren; seine Werkzeuge hierzu 
sind noch im Historischen Museum zu Dresden aufbewahrt. Offen- 
bar unter dem Einflusse der Kurfürstin verfügte er den schönen 
Brauch, daß jedes neuvermählte Paar zwei Obstbäume setzen mußte. 
Das nötige Material hierzu kam aus den Baumschulen zu Stolpen 
und aus dem Ostravorwerke. Bei dem Tode des Kurfürsten stan- 
den seinem Nachfolger Christian I., der die Sache nicht weiter
	        
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