Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

— 235 — 
in ihren Besitz. Das Merkwürdigste war, daß Roth gar nicht 
tot war, sondern das Gerücht von seinem Ende nur geschickt in 
Umlauf gebracht hatte. In der Tat war er nach Spanien ge— 
gangen und wurde in Diensten Philipps II. oberster Fischmeister 
des Reiches, übernahm sogar das Konsulat für die Deutschen 
in Lissabon, das er bis an seinen 1605 erfolgten Tod ausgeübt hat. 
Bürgertum, Handwerk und Industrie. 
In die wachsende Selbständigkeit der Städte (ogl. Band 1, 2, 
S. 908ff.) griff Kurfürst August durch manche Verordnung segens- 
reich ein. Als z. B. im April 1569 Lützen, Anfang Mai Eisleben durch 
Mordbrenner großen Brandschaden erlitten hatten, erließ der 
Kurfürst eine Verordnung, die u. a. bestimmte, daß jedes Haus 
mit Feuerleitern und ledernen Eimern versehen sein sollte und 
mit Brettern, die dazu dienen sollten, das in der Mitte der Gasse 
von den Brunnen abfließende Wasser an der Brandstelle mit Zu- 
hilfenahme von Dung usw. aufzustauen. Merkwürdigerweise wur- 
den die Gastwirte mit der Aufsicht über die Instandhaltung der 
Einrichtung betraut. Auch sah der Kurfürst auf die Instand- 
haltung der bürgerlichen Wehrkraft, indem er von Zeit zu Zeit 
Musterungen anstellen ließ. Eine solche ergab zu Leipzig in der 
Innenstadt 996, in der Vorstadt 800 Hakenschützen und Doppel- 
söldner, im ganzen also 1796 Streiter, eine spätere vom Jahre 
1583 die Zahl von insgesamt 1787. Sich in ihrem Waffenglanz 
zu zeigen, boten den Bürgern die in den großen Städten auch 
von den Fürsten gern besuchten Schützenfeste Gelegenheit, deren 
eigentliche Blütezeit in die Regierung Augusts fällt. Man 
schoß mit der Armbrust nach dem Vogel, mit Büchsen nach der 
Scheibe; daß letztere nicht gezogen wären, erschien in einem Be- 
scheid vom 30. April 1563 auf eine Anfrage der Leipziger Schützen 
dem Kurfürsten als kunstgemäßer, doch hätte er auch gegen den 
Gebrauch von „gezogenen oder geraufften Röhren“ nichts ein- 
zuwenden, wenn alle Schützen sie in Anwendung bringen wollten. 
Ausgesetzte Preise stachelten den Eifer der Schützen. Eine große 
Rolle spielte bei diesen Festen der Pritschenmeister, so ge- 
nannt von der Narrenpritsche, die er zu seiner in den Stadr-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.